Das dauernde Eliten-Bashing geht mir allmählich auf den Geist. Man traut sich ja schon nicht mehr zu zeigen, dass man ein gute Ausbildung genossen und es im Leben zu etwas gebracht hat. Als ich 1953 aufs Gymnasium kam, sagte uns der Rektor bei der Eröffnungsfeier noch, wir gehörten jetzt dann zur Elite der Nation. Wir wussten zwar nicht, was das Wort zu bedeuten hatte, aber wir merkten, dass etwas Gutes damit gemeint war. Heutzutage hat der Begriff Elite all seine positive Bedeutung verloren. Eliten gelten als arrogant, besserwisserisch und abgehoben. Man bringt ihnen Verachtung entgegen und lässt im Gegenzug ein Volk hochleben, das in seiner natürlichen Weisheit den Eliten, sprich Studierten und Etablierten, überlegen ist. Haut es bei Wahlen und Abstimmungen aber doch einmal daneben, hat nicht etwa das Volk versagt, sondern das Establishment, das dem Volk die Vorlage nicht richtig erklärt hat.
Dass der Gegensatz „Böse Eliten – gutes Volk“ ausgerechnet von Leuten konstruiert worden ist, die selbst zur Elite, zum Establishment oder zur Classe politique, wie es gut schweizerisch heisst, gehören, ist perfid und hat nur den einen Zweck, das Volk nicht merken zu lassen, wie sehr es im Interesse exakt jener Kreise manipuliert wird, von denen man sich verbal eben noch so entschieden distanziert hat. Jene verunglimpfen, die einen durchschauen könnten, ist ein probates Mittel, um über eigene Absichten und Positionen hinwegzutäuschen. Populisten kommen in aller Regel nicht aus dem sog. Volk, sondern tun nur so, als ob ihnen am Wohl des Volkes gelegen wäre. Kein Wunder deshalb, dass Eliten- und Intellektuellenfeindlichkeit seit jeher zu ihrer bevorzugten Strategie gehört.