Lebten wir im Jahr 1970, könnten wir uns mit unschuldiger Fortschrittsgläubigkeit über den Bundesrat und das Parlament freuen, die mit der grossen Kelle das Verkehrsnetz verbessern, um die wachsende Mobilität zu bewältigen. Uns erschiene die Idee, die Strassenkapazität dem Verkehrsaufkommen anzupassen, als pionierhaft und einleuchtend.
Leider schreiben wir das Jahr 2016. Durch die Zersiedelung verdichtet sich die Schweiz. Die Umweltbelastung steigt. Trotz rassiger Beseitigung der Nadelöhre und kühner Tunnelbauten bricht der Verkehr regelmässig zusammen. Dennoch beschwören wir die Mobilität als modernen Freiheitsbegriff, als wäre sie gewährleistet wie vor einem halben Jahrhundert.
Wir lernten gar nichts. Neue Probleme lösen wir mit alten Werkzeugen. Der Rückgriff nennt sich Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds, kurz NAF. Wir naffen und naffen und steuern den Verkehr auf breiteren und begradigten Strecken an die Wand. Wie seit eh und je.
Offenbar gilt die Symptombekämpfung als Naturgesetz. Seine Lobby ist die Mehrheit der Bevölkerung. Noch. Zu spät wird dämmern, wie erfolgversprechend es gewesen wäre, sich mit den Ursachen der Verkehrskalamität zu befassen. Der Rückbau der dereinst zubetonierten Schweiz wird teuer. Aber zu gerne präsentieren wir der nächsten Generation hohe Rechnungen. Auch ein Naturgesetz.