Schmitt ist in der Schweiz bestimmt nicht ganz unbekannt: Mitte der 90.er Jahren residiert er als ungarischer Botschafter in Bern, außerdem ist er IOK -Mitglied und war 4 Jahre lang sogar Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees.
Erfahrener Fechter
Herr Schmitt ist 70 Jahre alt und vor 20 Jahren hatte er seiner sterbenden Mutter versprochen, ihrem Wunsch entsprechend den Doktortitel zu erwerben. Aber es waren harte Zeiten: Der zukünftige Doktor sass, als Botschafter seines Landes in Madrid, ausserdem liefen die Vorbereitungen für die Olympische Spiele in Barcelona liefen auf vollen Touren. Schmitt, der ehemalige zweifache Olympia-Sieger (mit der Mannschaft) im Fechten, wusste genau, dass nur das schnelles Handeln Erfolg bringt.
So er ließ die Dissertation eines bulgarischen Forschers über die Geschichte der Olympischen Spielen, die vom IOK in Lausanne in französischer Sprache herausgegeben wurde , fasst im Wortlaut abschreiben. Und - ganz im Stil von Karl Theodor zu Guttenberg - ohne jeglichen Quellen- oder Zitat-Angaben. Seine Opponenten bei der offiziellen Dissertations-Verteidigung waren zwei Herren ,die - was für ein Zufall - im ungarischen Olympischen Komitee mit ihm damals zusammenarbeiteten.
Enthüllung im Internet
Diese zwanzigjährige Geschichte ist jetzt von einem Internet-Portal /HVG.hu/ offengelegt worden. Nach Angaben des Chefredaktors haben sie das gesamte Material vor 9 Monaten bekommen. Deren Mitarbeiter hatten die Sache näher untersucht und geprüft.
Der Vorwurfs des Plagiates wurde natürlich sofort zurückgewiesen. Die mit Zweidrittel-Mehrheit herrschende Regierungspartei Fidesz von Ministerpräsident Orban hat Herrn Schmitt in Schutz genommen, die ehemaligen Opponenten bei der universitären Dissertations-Verteidigtung wollen keine Zweifel an der Echtheit der Doktorarbeit gelten lassen.
Uni sperrt den Zugang zur Dissertation
Tatsache ist aber Tatsache: Die einzelne Passagen in den veröffentlichten Text-Auszügen der Dissertation und der vermuteten Vorlage gleichen sich wie eineiige Zwillinge. Aber die Öffentlichkeit hat keinen Zugang zu der Dissertation des Herrn Schmitt. Die betroffene Universität hat - bezugnehmend auf das angebliche Urheberrecht - praktisch verboten sie weiter an Interessierte auszuhändigen.
Aber der Informant war umsichtig genug: Er hatte sich sich die gedruckten Text-Auszüge natürlich vor diesem "Embargo" beschafft und stellte sie der Redaktion des Internet-Portals zur Verfügung. Eine peinliche Geschichte.