Journal21 und die "Neue Zürcher Zeitung" sind fast die Einzigen, die Asad mit einem "s" schreiben. Warum? Die Erklärung dazu liefert uns unser Nahost-Experte Arnold Hottinger.
1) S und SS sowie SZ
Das Arabische hat - wie das Deutsche- ein scharfes s ("Fass") und ein
weiches s (sausen). Das Wort Asad bedeutet Löwe und hat EIN scharfes s. Es gibt auch das Wort "Asad" mit einem weichen s, das bedeutet "frei" auf Persisch. In der arabischen Schrift wird ein sanftes s mit einem besonderen Zeichen geschrieben. Dieses wird meist umschrieben mit "z" (in Anlehnung an die englische und französische Schreibweise, in der z (zero) ebenfalls ein weiches "s" bedeutet. Deshalb Azad Kashmir. Dies ist natürlich etwas verwirrend für das Deutsche, wo z als ein hartes ts gelesen wird.
2) Doppelbuchstaben
Das Arabische kennt, wie die meisten anderen Sprachen, die
Verdoppelung der Konsonanten, "Süss" mit zwei scharfen s.
Treten, aber Tritt. Der Unterschied ist hörbar und schreibbar.
Doch die Schreibweise im Arabischen - und in allen semitischen
Sprachen - ist anders. Statt die Konsonanten zweimal zu schreiben, setzt man ein Zeichen über den einen, T oder S oder M (alle Konsonanten können es sein), das aus einem gewellten Strich besteht. Dieses Zeichen heisst arabisch Teschdid (Verstärkung). Aber es muss nicht notwendigerweise gesetzt werden. So wie man auch die kurzen Vokale durch Zeichen andeuten, aber sie auch weglassen kann. Der Lesende muss sie dann von sich aus ergänzen.
Dies kam historisch gesehen zustande wegen des Korans. Weil man ihn ganz genau festlgen wollte, erfand man diese übergestellten Zeichen, sowohl für die Angabe der kurzen Vokale wie auch für die Angabe der Vedoppelung eines Konsonanten. Herbäisch ähnlich, auch wegen der Bibel. Wenn all diese Zeichen geschrieben werden (wie meist für den Koran) nennt man das einen voll vokalisierten Text. Die meisten laufenden Texte sind nicht voll vokalisiert, weil dies zu kompliziert wäre zum Schreiben und Drucken. Man setzt nur die ergänzenden Zeichen für Kurzvokale und für Konsonantenverdoppelung, wenn man das als nötig erachtet, um das Lesen zu erleichtern, oder den Text eindeutiger zu machen.
Orientalen, die ihre Sprache selbst umschreiben in lateinische
Lettern neigen dazu, das blosse Konsonantengerüst wiederzugeben, wie es in der arabischen oder hebräischen Schrift vorliegt. Ob und wie weit sie in der Umschrift auch die darüber gesetzten Zeichen
berücksichtigen, bleibt offen. Vokale müssen sie setzen - die
lateinische Schrift verlangt sie, aber Verdoppelungszeichen ignorieren
sie oft. Der Name Abdul Fattah müsste so geschrieben werden. Das T
wird doppelt ausgesprochen. Doch oft schreiben es die Leute, die so
heissen, einfach mit einem T weil das Verdoppelungszeichen, nur so
darüber gesetzt, in ihrer eigenen Schrift auch weggelassen werden kann. Jedermann weiss, wie das Wort auszusprechen ist auch ohne
ausdrückliches Verdoppelungszeichen. Also schreibt der Mann sich
selbst Abdul Fatah.
Sissi oder Sisi?
Mit dem S wird es daher besonders verwirrend. Ich schreibe gerne
Sissi, weil der Namen dann eingermassen richtig gelesen wird von einem Deutschrachigen. Sissi hat jedoch kein Verdoppelungszeichen über dem scharfen zweiten S. Dieses S ist scharf, aber nicht doppelt. Wenn ich nun aber Sisi schreibe, werden die meisten Deutschsprachen dies mit zwei weichen S lesen. Das erste am Anfang, das wirklich weich ist und das zweite, das ein scharfes S sein muss.
Mit dem Asad geht es gleich. Er hat ein scharfes S, aber nur eines. Um
nicht Azad zu lesen (nach engl. Schreibweise), schreiben manche Assad. Mir gefällt das nicht, weil der Begriff Asad (Löwe) ziemlich geläufig ist und das scharfe S quasi selbstverständlich, während Assad mit Verdoppelung des scharfen S nichts bedeutet. Ich gebe zu, ich bin da inkonsequent, ich sollte dann auch Sisi schreiben und unterstellen, dass der Leser weiss, wie er das aussprechen muss: weiches S, langes i, ein scharfes S, und ein langes i. Viel verlangt. Die Approximation ist etwas besser, wenn man Sissi schreibt. Wenn man das deutsche sz gebraucht, sollte man dieses für Sissi statt des ss verwenden. Aber das tun wir ja nicht in der Schweiz.