Im Zürcher Buch-Café «Sphères» kam es am 27. November zu einer Attacke gegen die SVP-Politiker und Journalisten Christoph Mörgeli und Roger Köppel. Wütende Gäste überschütteten sie mit Getränken. Die Gruppe «Revolutionäre Jugend Zürich» (RJZ) rechtfertigte anschliessend die Aktion als Widerstand gegen die «rassistische» Publizistik der «Weltwoche». Die RJZ forderte zudem, das von ihr als linkes Revier betrachtete «Sphères» müsse den «Weltwoche»-Leuten verschlossen bleiben. Köppel pflegt mit seinem «Weltwoche»-Team seit längerem dort Besprechungen abzuhalten.
Eine Lappalie? Durchaus nicht, da es in jüngster Zeit in Zürich mehrere ähnliche Vorfälle gab. Anfang November stürmten Links-Aktivisten eine Vortragsveranstaltung im «Karl der Grosse». Ein halbes Jahr vorher attackierten sie einen weiteren «Weltwoche»-Redaktor, der mit seiner Familie eine 1.-Mai-Feier besuchte.
Gravierender waren die Vorkommnisse an der Universität Hamburg. Linksradikale verhinderten mit lautstarker Randale die Vorlesungen Bernd Luckes, Ökonomieprofessor und einstiger AfD-Gründer (inzwischen längst aus der Partei ausgetreten). Am 30. November konnte die Lehrveranstaltung dank massivem Polizeischutz erstmals abgehalten werden. Da es sich für Studierende der Ökonomie um eine Pflichtvorlesung handelt, hat die Uni gleichzeitig eine digitale Lehrform sowie eine Parallelveranstaltung einer anderen Dozentin angeboten, um den «zahlreichen verängstigten Studierenden» – so zitiert der «Spiegel» die Uni – Ausweichmöglichkeiten zu bieten.
Drohung, Einschüchterung und handfeste Gewalt werden gegen missliebige Meinungen eingesetzt. Das ist nicht neu, und es wird nicht nur von Linken praktiziert. Die Fälle in Zürich und Hamburg gleichen sich darin, dass linke Aktivisten auf prominente Exponenten rechter national-konservativer Haltungen und Ideen zielen. Dabei rechnen sie gewiss nicht damit, ihre Gegner zum Schweigen bringen zu können. Vielmehr suchen sie den Eklat, der ihnen als Vehikel zur Verbreitung ihrer Botschaften dient. Als Nebenprodukt springt für sie die Einschüchterung von Veranstaltern und Gastgebern heraus: Das «Sphères», das «Karl der Grosse», die Uni Hamburg sollen in Zukunft die Umtriebe scheuen und deshalb kontroverse Gäste, Lehrende oder Veranstaltungen fernhalten.
Die Vorfälle sind schlimmer als sie prima vista aussehen. Sie offenbaren ein Denken, das genau gleich funktioniert wie dasjenige von Terroristen: Die eingesetzte Gewalt, ob sie nun tödlich oder bloss unangenehm sei, hat den Zweck, zu drohen und einzuschüchtern. Das Ziel der terroristischen Strategie ist immer, dass jemand von seiner Freiheit keinen Gebrauch mehr zu machen wagt.
Der kürzlich verstorbene israelisch-schweizerische Publizist Carlo Strenger, der auch hier regelmässig zu lesen war, hat vor wenigen Jahren einen Essay geschrieben, der als Gegenwehr gegen solchen Terror die «zivilisierte Verachtung» empfiehlt. Wer verachtet, lässt sich weder Angst einjagen noch dazu zwingen, sich auf das moralische Niveau der Widersacher zu begeben. Und wer in seiner Verachtung zivilisiert bleibt, hält an den gesellschaftlichen Standards fest, welche die Angreifer zerstören wollen.
Übrigens: Die Leitung des Buch-Cafés «Sphères» gibt der RJZ nicht nach. Vielmehr verteidigt sie ihre Policy des gastfreundlich für alle offenen Hauses.