Ein guter Argentinier ist Katholik. Als solcher – und als Patriot - hat er sich nach dem Entweichen des weissen Rauchs im Vatikan mit Gleichgesinnten einem Ritual hingegeben, dass gemeinhin bei Fussballsiegen zur Anwendung kommt. Man hüpft im Zentrum von Buenos Aires auf und ab und schreit dabei „argentina“. Ob der neue Papst mit den Machthabern der blutigen Militärdiktatur Argentiniens (in ihrer Mehrheit sehr fromme Katholiken) etwas zu tun hatte oder nicht, bleibt unklar. Das stört die meisten Argentinier nicht. Das sind Altlasten, von denen sich das Land nie wirklich befreit hat. Zu den gleichen Altlasten gehören die Falklandinseln, am Rio de la Plata nur in der festgefügten Wortverbindung „las Malvinas-que-son-nuestras (die Falklandinseln, die uns gehören) bekannt. Auf den unwirtlichen Inseln leben an die dreitausend Menschen – die Schafpopulation beträgt ein Vielfaches. Ihre Währung ist das Falkland-Pfund, ihre Hymne God save the Queen, es handelt sich um Briten. Am 2. April 1982 besetzten Truppen der Militärjunta die Inseln que-son-nuestras, England schlug zurück. Am 15. Juni hatte Argentinien den Krieg verloren, die Junta trat wenig später zurück. Altlasten. Eigentlich müssten die Argentinier England dankbar sein, hat es sie doch, indirekt, von der Militärdiktatur befreit. Aber nein: Als kürzlich die Falkländer in einer Referendumsabstimmung zu 99,9% für einen Verbleib bei der Krone Englands stimmten, ging ein Aufschrei der Empörung durch das Land der Gauchos und Katholiken. (Christoph Kuhn)