Was ist der Unterschied zwischen der UBS und der Credit Suisse? Die UBS hat diverse Bussen bereits bezahlt. Das ist leider kein Witz, sondern Realität. Auf die CS wird noch eine Busse für die Regelung des Steuerstreits mit den USA zukommen. Grobe Schätzungen gehen von rund 1 Milliarde Dollar aus. Dann wäre da noch die Beteiligung an der Manipulation des Libor-Zinses. Alleine dafür zahlte die UBS 1,4 Milliarden Dollar. Und dann hätten wir noch die RMBS.
Die Vergangenheit ist nicht tot
RMBS steht für Residential Mortgage Backed Securities (RMBS). Das sind kurz gesagt verbriefte oder handelbar gemachte Derivate, also Wettscheine, die auf US-Hypotheken aufbauen. Damit wurde, ähnlich wie mit den CDO, Collateralized Dept Obligations, in den wilden Zeiten der ungehemmten Zockerei vor der Finanzkrise 1 viel Spass und Tollerei betrieben. Im September 2011 hat die US-Behörde Federal Housing Finance Agency (FHFA) gegen 18 Banken Klage eingereicht. Und wo eine US-Klage ist, sind normalerweise die UBS und die CS nicht weit. Auch hier hat sich die UBS bereits mit der FHFA geeinigt und 885 Millionen Dollar Busse bezahlt. Auf die CS könnte auch hier mindestens eine Milliarde zukommen.
Oder mehr, denn die Kollegen der US-Bank JP Morgan rechneten ursprünglich mit einer Busse von 6 Milliarden Dollar. Inzwischen wird gemunkelt, dass es möglicherweise sogar 11 Milliarden werden können. Kein gutes Omen für die CS. Da ist doch sehr die Frage, ob die ausgewiesenen Rückstellungen der CS für Rechtsfälle in der Gesamthöhe von 1,2 Milliarden Franken für all das ausreichen werden.
Dann hätten wir noch ein paar weitere mögliche Steuerverwicklungen in Deutschland, Frankreich, Italien und, und, und. Und schliesslich dürfte der angekündigte Abbau der Vermögensverwaltungstätigkeit in rund 50 Ländern auch nicht kostenlos über die Bühne gehen. Aber auf die Motiviertheit der Mitarbeiter kann die CS sicherlich zählen.
Und was sagt Dougan?
Angesichts dieser kleinen Probleme bleibt er, wie sein VR-Präsident Urs Rohner, auf Tauchstation. Hingegen verkündete Dougan Anfang September in einem Interview mit der «Financial Times», dass seine Bank «nie mehr Verluste machen» werde, das «gelobe» sie, Ehrenwort. Er wäre natürlich kein Banker, wenn er nicht eingeschränkt hätte: «Das ist zumindest die Hoffnung.» Als zweite Hoffnung verkündete Dougan, die CS wolle «künftig bis zu 20 Prozent Gewinn in guten Zeiten erreichen und auch in schlechteren Zeiten noch über der Marke von 10 Prozent liegen».
Wie soll das gehen? Nun, beispielsweise, indem das Geschäft mit RMBS wieder angekurbelt wird. Denn, so denkt halt der Investment-Banker, nur im Spielcasino der Derivate lässt sich anständig oder sogar unanständig Kohle machen. Da gilt natürlich: no risk, no fun. Aber irgendwie müssen ja die Bussen aus der Vergangenheit bezahlt werden, irgendwoher muss ja die Eigenkapitalrendite von 10 bis 20 Prozent herkommen.
Man kann diesem Geschäftsmodell einiges vorhalten, aber sicher nicht, dass es besonders originell, nachhaltig oder in der Vergangenheit von grossem Erfolg gekrönt gewesen sei. Aber wahrscheinlich denkt sich Dougan: Wenn wir diesmal ohne Busse davonkommen, die Räder sich in die richtige Richtung drehen, nichts Unvorhersehbares geschieht, der drohende US-Staatshaushaltskollaps nicht eintritt, die Börsen lustig bleiben und der Derivatehandel nicht mal wieder knirschend zum Stillstand kommt, dann könnte das doch klappen. Ein toller Plan.
Und wenn nicht?
Es gibt natürlich auch den unwahrscheinlichen, den in keiner mit Algorithmen und allem, was die moderne Analystenalchemie hergibt, nicht vorhersehbaren, also ganz, ganz ausgeschlossenen Fall, dass es nicht so läuft. Wäre natürlich Künstlerpech.
Aber nicht für den Künstler, nur für die Bank. Denn der Künstler Dougan verdiente in seinem besten Jahr schon mal knapp 100 Millionen, und auch in nicht so guten Jahren musste er nicht wirklich am Hungertuch nagen. Falls also dieser kühne Plan leider an der Realität zerschellt, wie schon viele vor ihm, dann kommt der Moment des starken Abgangs.
Die Credit Suisse mit sicherer Hand durch die Finanzkrise gesteuert, im Gegensatz zur UBS ohne Staatsnothilfe ausgekommen, einen super Job gemacht, aber «now it’s time to say good-bye». Sozusagen den Grübel machen, der als Vorgänger von Dougan auch als strahlender Sieger abtrat, während andere nach ihm die Scherben zusammenkehren durften.
Und wer weiss, Dougan ist ja erst 54 Jahre alt. Wenn sich die Geschichte wirklich als Farce wiederholt, würde ihn das eigentlich für den Posten des CEO der UBS prädestinieren. Hatten wir doch auch schon mal. Und wenn das dann wieder so endet wie bei Grübel, hätten die beiden wenigstens genügend Zeit, sich auf den schönsten Golfplätzen dieser Erde über die Ungerechtigkeit der Welt auszutauschen. Richtig lustig wird’s sicher, wenn sich auch noch Marcel Ospel dazugesellt.