
Die einen kritisieren die «unsägliche Propagandashow der Terroristen». Für die Angehörigen ist es «einer der glücklichsten Tage in ihrem Leben». Am Samstagvormittag hat Hamas drei weitere israelische Geiseln freigelassen. Der amerikanisch-israelische Sagui Dekel-Chen, der russisch-israelische Alexandre Troufanov und der argentinisch-israelische Iair Horn wurden am Vormittag in Khan Jounis dem IKRK, dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz, übergeben.
Wie bei früheren Freilassungen wurden die Entführten – umringt von schwerbewaffneten Hamas-Kämpfern – auf eine Bühne geleitet und den Medien vorgeführt. Sagui Dekel-Chen, Alexandre Troufanov und Iair Horn waren weniger gezeichnet als die drei vergangene Woche freigelassenen Geiseln und schienen bei guter Gesundheit. Einzig Troufanov hatte Schwierigkeiten, die Treppe hinunterzusteigen.
Auf dem «Geiselplatz» in Tel Aviv herrschte eine erwartungsvolle und ruhige Atmosphäre, während die Menschen mit Plakaten die Freilassung live verfolgten. Im Kibbutz Nir Oz, wo alle drei Geiseln entführt worden waren, versammelten sich Familien, um die Freilassung zu verfolgen.
Im Gegenzug zur heutigen Freilassung in Khan Jounis hat Israel am Samstag 369 palästinensische Gefangene auf freien Fuss gesetzt. 36 von ihnen waren zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Die Familien von Sasha Troufanov, Iair Horn und Sagui Dekel Chen haben nach der Rückkehr ihrer Angehörigen nach 498 Tagen in Gefangenschaft emotionale Erklärungen abgegeben.
«Wir sind überwältigt von Emotionen und Dankbarkeit für Sashas Rückkehr nach Hause», sagte Troufanovs Familie. Der Vater von Sasha Troufanov war beim Hamas-Überfall vom 7. Oktober 2024 getötet worden. Das erfuhr sein Sohn laut israelischen Medien erst jetzt.
Horns Familie zeigte sich erleichtert: «Jetzt können wir ein wenig aufatmen. Unser Iair ist wieder zu Hause, nachdem er die Hölle in Gaza überlebt hat.» Der Bruder von Iair Horn, Eitan, befindet sich noch immer in Geiselhaft.
Die Familie von Dekel Chen drückte ihre Freude über seine Rückkehr aus: «Unser Sagui ist zu Hause. Ein Freund, Sohn, Partner und vor allem ein Vater … er wird seine Töchter kennenlernen … und zum ersten Mal seine kleine Tochter Shahar.»
Einer der am Samstag Freigelassenen hielt auf Befehl der Hamas eine Sanduhr mit der Aufschrift «Die Zeit läuft ab» in die Höhe.
36 Geiseln sind tot
Laut Angaben des «Forum der Geisel-Familien» befinden sich nach der heutigen Freilassung noch 73 Geiseln in Gefangenschaft. Nach israelischen Angaben sind 36 von ihnen tot. Gemäss dem Abkommen zwischen der Hamas und Israel werden zunächst die lebenden Geiseln freigelassen. Anschliessend werden die sterblichen Überreste der Verstorbenen übergeben.