Die einen fallen durch ihre sich überschlagenden Stimmen auf, die anderen durch das Absenken ihrer Stimmen an Satzenden. Während Sportreporter rasend schnell sprechen können, erinnert der Redefluss der Theologen an eine 30er-Zone.
Woran liegt das? Sportreporter müssen ihr Tempo den Spielverläufen anpassen. Und natürlich sind sie „ganz dabei“. Man versteht, dass sie so klingen, wie sie klingen. Pastoren sprechen gemächlich, denn sie haben es mit ewigen Wahrheiten zu tun. Aber woher kommt dieser eigentümliche, unverkennbare Klang?
Der Philosoph Kurt Flasch, der sich zeit seines Lebens intensiv mit der christlichen Philosophie und Theologie beschäftigt hat, sprach Anfang der 1970er Jahre in einer Vorlesung über die „Philosophie der Religion“ vom „sprachlichen Knacken“ der Theologen. Wenn man sich mit ihnen unterhalte, so Flasch, redeten sie wie ganz normale Zeitgenossen, aber wenn sie auf der Kanzel stünden, verfielen sie in ihren unverkennbaren Predigerton.
Mittlerweile sind neue Generationen von Pfarrerinnen und Pfarrern herangewachsen. Über Religion sprechen sie nicht mehr so gerne. Alltagserlebnisse sind ihnen wichtiger. Sie möchten ja sein wie du und ich. Aber der Predigerton ist ihnen geblieben. Vielleicht ist er sogar noch penetranter geworden.
Woran liegt das genau? Entsteht dieser Ton, wenn Aussagen feierlich, aber auch vage bleiben? In solchen Situationen hört man den Predigerton auch bei Politikerinnen und Politikern. Er wäre eine nähere Untersuchung wert. Wer könnte sie vornehmen: Linguisten, Psychologen, Soziologen – oder Theologen? Oder ein Immunologe wegen der Ansteckungsgefahr?