Heute vor zwei Jahren beginnt alles: Am frühen Morgen des 24. Februar 2022 dringen russische Truppen von Süden, Osten und Norden in der Ukraine ein. Folge sind Tod, Leid, Zerstörung, Angst, Panik. Weite Teile des Landes liegen in Schutt und Asche. Zehntausende, vielleicht Hunderttausende Tote und Verletzte. Millionen Flüchtlinge, Schäden im Wert von 5’000 Milliarden Dollar. Die russischen Streitkräfte bombardieren teils wahllos Städte und andere zivile Ziele und begehen eklatante Kriegsverbrechen.
Putin hatte die Welt angelogen und erklärt, er werde nicht in die Ukraine einmarschieren. Das ursprüngliche Ziel, das Nachbarland in wenigen Tagen zu erobern, musste er wegen des ukrainischen Widerstandes schnell aufgeben. Nachdem sich die Russen aus dem Raum Kiew zurückgezogen hatten, konzentrierten sie sich auf den Osten des Landes. Eine ukrainische Gegenoffensive trieb die russischen Kräfte aus dem Raum Charkiw zurück. Russland reagierte mit einer Teilmobilmachung und der völkerrechtswidrigen Annexion von Teilen der Süd- und Ostukraine.
Hunderttausende Tote?
Über die Zahl der getöteten Armee-Angehörigen herrscht Unklarheit. Beide Kriegsparteien geben keine Zahlen ihrer eigenen Verluste bekannt, da sie die Moral ihrer Truppe und ihrer Bevölkerung nicht gefährden wollen.
Die New York Times berichtete vor einem halben Jahr, dass auf ukrainischer Seite 70’000 Soldaten getötet und bis zu 200’000 verletzt wurden. Die Times bezog sich auf Geheimdienstkreise. Auf russischer Seite seien laut derselben Quelle 120’000 Soldaten getötet und bis 180’000 verletzt. Gemäss ukrainischen Angaben starben über 400’000 russische Soldaten.
Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu sagte im Dezember 2023, dass 383’000 ukrainische Soldaten seit Kriegsbeginn getötet oder verletzt worden seien. Am 29. Januar nannte James Heappey, Staatsminister für die britischen Streitkräfte, die Zahl von mehr als 350’000 Toten und Verletzten auf russischer Seite.
Am 20. Februar schätzte die ukrainische Armee, sie habe seit der Invasion mehr als 405’000 russische Soldaten getötet oder verletzt.
Zivile Opfer
Laut den jüngsten Uno-Angaben (31. Januar 2024) gibt es seit Kriegsbeginn fast 11’000 bestätigte zivile Opfer. Fast 20’000 Menschen seien verletzt worden. Doch die Uno erklärt, dass die wirkliche Zahl der zivilen Opfer wohl «wesentlich höher» sei. Man spricht von 25’000 bis 30’000 toten Zivilpersonen.
Die Ukraine in der Defensive
Nach der gescheiterten dritten Offensive der ukrainischen Armee sind die russischen Streitkräfte wieder dabei, Boden gut zu machen. Nach dem Rückzug der ukrainischen Armee aus der strategisch wichtigen ostukrainischen Stadt Awdijiwka gerät die Ukraine mehr und mehr in die Defensive.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenkyj beklagt die ungenügenden Waffen- und Munitionslieferungen westlicher Staaten. Bisher wurde die ukrainische Arme in grossem Umfang vor allem von den USA unterstützt. Doch diese Hilfe gerät ins Stocken. Anfang dieses Monats verabschiedete zwar der amerikanische Senat mit parteiübergreifender Unterstützung einen Gesetzesentwurf über 95,3 Milliarden Dollar für die Auslandshilfe. In dem Paket sind 60 Milliarden für die Ukraine enthalten. Das Repräsentantenhaus hat jedoch noch kein grünes Licht für die Freigabe der Gelder gegeben.
Präsident Selenskyj erklärte am Freitag gegenüber dem amerikanischen Nachrichtensender Fox News, die Ukraine sei dabei, eine neue Gegenoffensive vorzubereiten.
Die Situation auf dem Schlachtfeld sei «kein Patt», und «in der Tat ist es im Osten sehr kompliziert», sagte Selenskyj. Russlands «einziger Erfolg» in den letzten neun Monaten sei die Kontrolle über Avdijivka gewesen.
Die Ukraine benötige Waffen mit hoher Reichweite, sagte Selenskyj. Er verwies darauf, dass die ukrainische Artillerie eine Reichweite von etwa 20 Kilometern habe, während die russische Artillerie die doppelte Reichweite habe. «Es ist ein unfairer Krieg.»
(Journal 21)