Nach Tagen immer höherer Anspannung rund um das armenisch besiedelte südkaukasische Gebiet Nagorni Karabach und entlang der aserbaidschanisch-armenischen Grenze hat sich Aserbaidschan am Dienstagmittag zum Angriff entschieden.
Der Leiter des Pressedienstes des aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums, Anar Eyvazov, sprach während einer Pressekonferenz in Baku, Aserbaidschan, am 19. September 2023, von einer sehr begrenzten Aktion. Damit beschönigte er die Tatsache, dass es sich um einen geostrategischen Konflikt handelt. Typischerweise entzünden sich diese Konflikte an lokalen Streitpunkten. Diese Streitpunkte haben wiederum Wurzeln, die weit in die Vergangenheit reichen. Entsprechend zahlreich und verzweigt sind die Bruchlinien.
Schon vor vielen Jahren hat der Gegenwartsanalytiker Peter Scholl-Latour Bergkarabach als herausragendes Konfliktgebiet und potentielles Schlachtfeld der Zukunft betrachtet. In geradezu unheimlicher Weise wurde ihm bewusst, dass sich in diesem Gebiet Konflikte wie tektonische Spannungen kumulieren, die sich schliesslich in heftigen Beben entladen.