Massud Peseschkian, der reformistische Kandidat, hat die iranischen Präsidentschaftswahlen gewonnen. Hier wird er von seinen Anhängern begrüsst, als er zur Stimmabgabe in einem Wahllokal in Shahr-e-Qods in der Nähe von Teheran ankommt. Peseschkian besiegte in der zweiten Runde den Hardliner Dschalili.
Rund 61 Millionen Menschen waren am Freitag dazu aufgerufen, zwischen Peseschkian und Dschalili zu wählen. Die vorgezogene Wahl war nach dem Tod von Amtsinhaber Ebrahim Raisi angesetzt worden, der im Mai bei einem Helikopterabsturz ums Leben gekommen war. Die Wahllokale waren nach mehrmaliger Verlängerung durch das Innenministerium noch bis in die späten Abendstunden geöffnet.
Der 69-jährige Peseschkian ist Arzt und machte in der Millionenmetropole Tabris als Herzchirurg Karriere. Er warb für neues Vertrauen zwischen Regierung und Volk, das nach gescheiterten Reformversuchen, politischer Repression und einer Wirtschaftskrise von der Politik masslos enttäuscht ist. Namentlich forderte er bessere Beziehungen zum Westen. Er will so das Land öffnen und die angeschlagene Wirtschaft ankurbeln.
Unter der zweiten Präsidentschaft Mohammed Chatamis (2001–2005) war Peseschkian Gesundheitsminister. Trotz gemässigtem Auftreten gilt er als Mann des Systems. Er stellte sich hinter die mächtigen Revolutionsgarden und lobte den Angriff mit Drohnen und Raketen auf Israel. In den TV-Debatten bezeichnete er sich selbst als wertkonservativen Politiker, der jedoch Reformen für notwendig hält.
Die Wahlen in Iran sind nicht frei. Der erzkonservative Wächterrat bestimmt, wer überhaupt zur Wahl zugelassen wird. Zudem hat der Staatspräsident nur sehr beschränkte Befugnisse. Die Macht im Staat liegt ganz beim Revolutionsführer Ajatollah Chamenei. Wegen dieser faktisch geringen Bedeutung der Wahl und wegen des wachsenden Widerstands der Bevölkerung gegen das herrschende System waren das Interesse an der Präsidentenwahl und die Beteiligung an den beiden Wahlgängen auf einem historischen Tiefpunkt.