2. Dezember 2024, Emden (Niedersachsen): «Hände weg von unserem Tarifvertrag! – Alle unsere Standorte müssen bleiben!» Dies fordert die IG Metall auf einem Plakat vor dem Volkswagenwerk Emden. Die Gewerkschaft ruft die Mitarbeitenden an neun der zehn deutschen Volkswagen-Standorte zu Warnstreiks auf. Auslöser ist die Forderung des Konzerns nach zehnprozentiger Lohnkürzung wegen der schlechten Lage des Unternehmens.
Hintergrund des Arbeitskonflikts ist das Absatzproblem des Volkswagen-Konzerns. Die Fabriken sind nicht ausgelastet; sie produzieren jährlich 500'000 Fahrzeuge weniger als für das Unternehmen wirtschaftlich notwendig wäre. Es stehen deshalb in Deutschland zehntausende von Entlassungen und die Schliessung mehrerer Werke im Raum.
Der Automobilbau gilt als Schlüsselindustrie in Deutschland. Rund 770'000 Menschen sind in der Branche beschäftigt. Gemessen am Umsatz ist es die mit Abstand grösste Industriebranche im Land. Doch es kriselt nicht nur bei Volkswagen, sondern auch bei BMW, Mercedes, Ford und anderen. Im Durchschnitt waren ihre Werke 2023 nur zu etwas mehr als zwei Dritteln ausgelastet.
Die Konzerne beklagen schwache Verkaufszahlen, vor allem bei Elektroautos, und hohe Kosten für den Umstieg auf den E-Antrieb. Das lässt die Gewinne schrumpfen. Dazu kommt eine starke Konkurrenz. Neue Wettbewerber wie Tesla und diverse Hersteller aus China laufen den deutschen Autobauern den Rang ab.