Jahrhundertlang war Basilikum in Italien ein Teufelskraut. Dutzende schrecklicher Geschichten rankten um die Pflanze. Wenn man Basilikum zerreibt und mit Wasser begiesst, werden Skorpione geboren. Erzählte man. Mädchen, die Basilikum essen, finden nie einen Mann. Oder: Knaben werden schon beim Anblick von Basilikum impotent. In Sizilien hängte man Basilikum-Büschel an die Haustür, damit der Teufel nicht eintrete.
Boccaccio erzählt in Decameron eine Schauergeschichte. Im Zentrum steht die schöne Lisabetta. Sie ist die Tochter eines sizilianischen Edelmanns und liebt ihren Diener. Das ist nicht standesgemäss. Die Brüder von Lisabetta ermorden den Diener. Lisabetta ist untröstlich. Sie trennt den Kopf vom Leib des Toten, setzt das Haupt in einen Blumentopf und streut Erde darüber. Und was wächst aus dem Blumentopf? Basilikum.
Das Kraut, das wahrscheinlich aus Vorderindien stammt, kam über Ägypten und Griechenland nach Italien. Erst vor etwa 200 Jahren begann es seinen Schrecken zu verlieren. Heute ist das Königskraut (Basil = König) das Gewürz Nummer eins in der italienischen Küche.
Es gibt hunderte von Rezepten. Jeder und jede glaubt, das beste Pesto-Rezept zu kennen. Fast alles wird (auch) mit Basilikum angerichtet: Teigwaren, Gnocchi, Fische, Gemüse, Suppen, Minestrone – sogar Sorbets.
Und weshalb besteht die italienische Flagge aus den Farben Rot, Weiss und Grün? Wegen der Caprese, einem der italienischen Nationalgerichte. Es besteht aus roten Tomaten, weissem Mozzarella – und grünem Basilikum.
Natürlich wissen die Italiener, dass die Geschichte nicht stimmt, doch sie erzählen sie gerne.
(hh)