Kaum hatten Südkoreas Moon Jae-in und Nordkoreas Kim Jong-un einmal die Grenze, welche die Halbinsel teilt, von Nord nach Süd und einmal von Süd nach Nord überquert, da wurde in den Hauptstädten der freien Welt wieder mächtig um die Wette geheuchelt. Und natürlich mussten auch Deutschlands Regierung – der in Washington gerade vorgeführt wurde, wie unbedeutend sie und ihre Meinung sind – und die „Experten“ der deutschen Medien gleich wieder die üblichen Allgemeinplätze und Warnungen verbreiten.
Zwar wurde die Ankündigung von weiteren Treffen zwischen den beiden verfeindeten Brüdern und sogar „die Aussicht auf einen Friedensvertrag von allen Seiten begrüsst“, wie etwa die Süddeutsche Zeitung berichtete. Doch die öffentlich geäusserte Freude über einen möglichen Krisenherd weniger auf der Welt wurde getrübt von Misstrauen und Skepsis. „Süd- und Nordkorea bestätigen das gemeinsame Ziel einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel durch vollständige nukleare Abrüstung“, versprachen die beiden koreanischen Staatsoberhäupter in einer gemeinsamen Erklärung.
Anerkennung als Atommacht
Doch „wirklich trauen mag man dem noch nicht“, murmelten die Auguren. Dass den Worten nun auch Taten folgen werden, bezweifelten die meisten der westlichen „Korea-Experten“. Der Weg zu dieser atomfreien Welt zwischen Gelbem und Japanischem Meer „wird allerdings nicht weiter erläutert. Weder gibt es für die Abrüstung einen Zeitplan, noch ist klar, ob Kim Jong-un (nicht) wieder das alte Ziel Nordkoreas verfolgt, einen Keil zwischen Südkorea und die USA zu treiben.“ Potzblitz, da haben wir’s wieder.
Skeptiker, und im Umgang mit Kommunisten ist Skepsis bekanntermassen immer angebracht, „vermuten, Kim werde seine Atomwaffen nie aufgeben ... Langfristig strebe er die stille Anerkennung als Atommacht an.“ So wie es auch Indien, Pakistan und Israel ohne grössere Einwände der Hüter von Atomwaffensperrverträgen getan haben. Diese drei hatten die entsprechenden Verträge nicht aufgekündigt, sondern einfach ignoriert. Kim Jong-uns Vater, Kim Jong-il, hatte sich wenigstens an diese Formalität gehalten und schon 2003 den Atomwaffensperrvertrag und auch die Bindung an das Atom-Sicherheitsabkommen mit der Internationalen Atomenergie-Organisation gekündigt.
Modellfall Fidschi
Da Kommunisten bekanntlich immer lügen, haben die Experten allen Grund misstrauisch zu bleiben, misstrauisch gegenüber Nordkorea. Keiner dieser Experten hat bisher die Frage gestellt, ob eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel so nahe dem mächtigen Feind China überhaupt im Interesse der freien Welt liegt. Eine solche atomwaffenfreie Zone würde ja bedeuten, dass auch amerikanische U-Boote oder Zerstörer mit nuklearen Waffen oder Uran-Munition keine koreanischen Häfen mehr anlaufen dürften. Auf solche Einschränkungen aber pflegt Washington in der Regel recht grob zu reagieren, wie schon vor dreissig Jahren zu beobachten war.
Damals, nach den Wahlen vom April 1987, beschloss die neue Koalitionsregierung der Fidschi-Inseln aus der Nationalen Föderationspartei und der Arbeitspartei unter Timoci Bavrada, die 300 Inseln und 500 Eilande in das Lager der Blockfreien zu führen und zu einer nuklearfreien Zone zu machen. Fortan durften nukleargetriebene Schiffe oder mit Nuklearwaffen ausgerüstete Schiffe den Hafen von Suva nicht mehr anlaufen. Solche Friedenssehnsucht jedoch missfiel den USA gewaltig. Eine nuklearfreie Zone sei „angesichts der strategischen Bedürfnisse inakzeptabel“, hatte der US-Botschafter der Regierung in Suva klargemacht.
Washingtons Jubel
Zwei Wochen nach seinem Amtsantritt empfing Ministerpräsident Bavrada den amerikanischen UN-Botschafter Vernon Walters, dessen Auftauchen zuvor schon in mehreren Staaten bevorstehende Washingtoner Destabilisierungsbemühungen angekündigt hatte. Walters traf auch Oberstleutnant Sitiveni Rabuka, den Dritten in der Kommandostruktur der Armee. Dann trafen auch die Vertreter der National Endowment for Democracy – im aussenpolitischen System der USA zuständig für die Finanzierung freundlich gesonnener Parteien, Organisationen und Politiker im Ausland – mit ihren Spendengeldern ein sowie einige Gewerkschaftsvertreter aus den einschlägigen CIA-Organisationen wie die Amerikanische Arbeitsföderation und ein paar US-Militäreinheiten.
Zwei Wochen nach Walters Besuch putschte sich Oberst Sitiveni Rabuka an die Macht und Washington jubelte. „Wir sind irgendwie erfreut“, hiess es im Pentagon. „Erst konnten unsere Schiffe die Fidschis nicht mehr anlaufen, und nun können sie es plötzlich wieder.“ Seither regieren Militärs das Land: Ein Generalmajor ist Präsident und ein Konteradmiral Premierminister.