Diese extreme Form der Einfühlung in die Gedankenwelt des Gatten hat etwas Wunderbares.
Was steckt dahinter? Informatiker haben sich dieser Frage genähert. Leider mit einer gewissen Respektlosigkeit. Sie sind schlicht und einfach davon ausgegangen, dass sich im Alltag dieselben Sätze ständig wiederholen: in Sportreportagen, Schriftsätzen von Anwälten, Börsen- und Operationsberichten, psychologischen Gutachten. Immer wieder wird mehr oder weniger dasselbe über Ereignisse gesagt, die sich mehr oder weniger auf die gleiche Weise abspielen.
Das ist ärgerlich. Besonders für Journalisten, die bislang ihren Lohn mit Berichten über vorhersehbare Ereignisse mit vorhersehbaren Schemata verdient haben: Sport, Börsen, Geschäftszahlen von Unternehmen. Die Ergebnisse im Spiel und in der Wirtschaft mögen im Einzelnen unerwartet sein, die Formulierungen für sie aber sind sich sehr ähnlich. Also genügt es, genügend Formulierungen zu sammeln und zu schauen, für welches Ereignis welche Formulierung passt. Dazu braucht man dann keine Journalisten mehr, sondern nur noch Computer mit der entsprechenden „Narrative Software“. In Amerika ist das schon jetzt ein Riesengeschäft.
Diese Art von Software hat sich auch in unserem Alltag schon längst etabliert: „Worterkennung“ oder „Wortergänzung“. Man tippt in einem Textprogramm zwei oder drei Buchstaben für ein Wort ein, schon steht das ganze Wort in einer Vorschlagsliste. Bei einer SMS kann man das passende „Emotikon“ auswählen.
Folgt man der Logik dieser Software, muss man sagen: Originell ist wohl keiner von uns. Erkenntnisse dieser Art waren früher Themen der Literatur und des Theaters. Heute sind es die Algorithmen, die uns das ebenso klar vor Augen führen wie früher gewisse Vorgriffe auf das, was wir gerade sagen wollten.