Noch ist der Funke von Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) nicht auf die Schweiz übergesprungen, doch Minarett-Initiative, Burka-Verbot und unqualifiziertes Koran-Bashing lassen befürchten, dass die Bewegung auch hierzulande Anhänger finden könnte – mit verheerenden Folgen für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Geschätzte 400'000 Muslime leben in der Schweiz, gerade mal 50 von ihnen stehen unter Beobachtung des Nachrichtendienstes. Alle andern, die friedlich und unauffällig vor sich hinleben, geraten unter Generalverdacht, wenn die Islamphobie weiter zunimmt bzw. von gewissen Kreisen geschürt wird.
„Die Stärke des Islams ist die Schwäche des Christentums“, sagte Paul Hinder, Schweizer Kapuziner und Bischof von Arabien, unlängst in einem Interview und traf damit den Nagel auf den Kopf. Angst vor dem Fremden hat nur, wer sich des Eigenen nicht sicher ist und deshalb verkennt, wie bereichernd die Begegnung mit dem Fremden für das Eigene sein kann.
Wie viel abendländisches Denken und abendländische Wissenschaft dem Einfluss des Islam verdanken, lässt sich derzeit in einer Ausstellung, die das Museum Rietberg in Zürich dem Thema „Kosmos“ gewidmet hat, eindrücklich verfolgen. Ohne die Vermittlung durch die Araber wäre das aristotelische Denken nicht nach Europa zurückgekehrt, ohne ihren Einfluss die kopernikanische Wende mit all ihren Folgeerscheinungen nicht denkbar gewesen. „Der Islam gehört zu Deutschland“ – mit dem Satz hatte der zurückgetretene Bundespräsident Christian Wulff seinerzeit für Empörung gesorgt. Das war provozierend gemeint, demographisch gesehen jedoch stimmte es – und historisch betrachtet erst recht.