Das von der Washington Post veröffentlichte Video, das inzwischen mehrere Millionen Mal angeklickt wurde, hat den Wahlkampf schlagartig verändert. Medienkommentatoren sprachen von der „Explosion einer Bombe“. Die „Los AngelesTimes“ schreibt am Sonntag, Trump sei „tief verwundet“.
Schon vor der Veröffentlichung des Videos, in dem Trump rüde frauenfeindliche Sprüche von sich gibt, sanken seine Umfragewerte.
Jetzt sinken sie nicht, jetzt brechen sie ein.
Dutzende prominente Republikaner distanzierten sich teils energisch von ihm und fordern ihn zum sofortigen Rücktritt auf. Einige wollen gar einen Monat vor der Wahl am 8. November einen neuen republikanischen Kandidaten aufstellen.
Carly Fiorina, eine frühere CEO von Hewlett-Packard und selbst republikanische Kandidatin für die Präsidentschaft, erklärte, Pence sollte Trump als Präsidentschaftskandidaten ablösen.
Mike Pence, Trumps Vizepräsidentschaftskandidat, sagt: „Ich heisse seine (frauenfeindlichen) Äusserungen nicht gut und kann Trump nicht verteidigen.“ Auch John McCain, der frühere Präsidentschaftskandidat, will Trump nicht mehr unterstützen.
Noch 18,4 Prozent Gewinnchance
Nate Silver, einer der angesehensten Wahlforscher, gibt Trump noch eine Chance von 18,4 Prozent gewählt zu werden. Am 26. September gab Silver dem Republikaner noch eine Chance von 45,2 Prozent.
Nate Silver, dessen Prognosen oft richtig sind, errechnet für Hillary Clinton 330 Elektorenstimmen. Das sind 60 mehr als nötig, um gewählt zu werden. Trump käme auf 208 Wahlmänner/-frauen-Stimmen. Damit würden ihm 62 fehlen.
Trump entschuldigte sich inzwischen halbherzig für die frauenverachtenden Sprüche. Er betonte am Samstag jedoch, er würde „nie zurücktreten“.
„Die Fresse polieren“
Die verbleibenden Trump-Anhänger hoffen jetzt auf einen starken Auftritt ihres Idols während der zweiten von drei Fernsehdebatten mit Hillary Clinton an diesem Sonntag (Montag 03.00 Uhr MEZ). Doch Kommentatoren zweifeln, ob er nochmals auf die Beine kommt. Auch die Veröffentlichung von E-Mails, die Hillary Clinton belasten, würden Trump nichts mehr nützen, sagt Kommentator Bob Beckel, der frühere Wahlkampfleiter von Walter Mondale auf CNN.
Schauspieler Roberto De Niro sagte es auf seine Weise: Trump sei „ein Dreckskerl, ein Hund, ein Schwein. ... Ich möchte ihm gerne die Fresse polieren“. („He’s a punk, a dog, he’s a pig. ... He talks how he'd like to punch people in the face? ... Well, I'd like to punch him in the face.”)
(J21/CNN/Nate Silver/Real Clear Politics/WP/NYT/LAT/AP/hh)