Nach Rorschach an den Bodensee fahren, der Uferpromenade entlang flanieren, sich vom "Large Bull" und "Bär" Niki de Saint Phalles im Park des Forums Würth ein Lächeln entlocken lassen, auf der Cafeteria-Terrasse den Ausblick geniessen und dann die Ausstellung "Waldeslust" besuchen. Oder umgekehrt. Jede beliebige Reihenfolge ist vergnüglich. Auch das Wetter spielt keine Rolle. Mit der Einschränkung, dass der Bodensee bei Regen und Wind dramatischer wirkt als im Ansichtskarten-Sonnenlicht.
Im Wechsel der Stimmungen
Eigenes Wetter herrscht in der Ausstellung. Von Bild zu Bild schwanken Klima und Atmosphäre. Vor dem "Mädchen mit Hut zwischen Birkenstämmen" von Paula Modersohn-Becker ist es warm, das halbversteckte Mädchen in weiter Landschaft betont die Einsamkeit. Christos "Wrapped Trees" nehmen es gegen die Natur auf und wirken kühl. Die Bäume im "Forêt du somnambule" von Max Ernst sind unter fahlem Licht erstarrt und packen mit ihrer Unheimlichkeit.
Zu den grossartigen Eindrücken gehört die Kohlearbeit ohne Titel von Robert Longo. Sie ist realistisch, täuscht eine Fotografie vor und fordert mit ihrer Wucht den Betrachter auf, in die Waldlichtung hinein zu schreiten, sich von ihr rückwärts zu entfernen und sich wieder zu nähern.
Lustvoller Lehrpfad
Achtzig Werke aus der Sammlung Würth sind mit Sorgfalt, Abwechslungsreichtum und Überraschungen zum Thema Wald komponiert worden. Die exzellente Hängung ermöglicht einen spannenden Waldspaziergang vorbei an forestalen Interpretationen u. a. auch von Georg Baselitz, Max Beckmann, David Hockney, Camille Pissarro, Alfred Sisley.
Auf einer zweiten Ebene führt der künstlerische Waldweg lustvoll durch die Kulturgeschichte des Waldes und seine wechselhafte Bedeutung im Wandel der Zeit. Der Lehrpfad verlässt sich auf die mitteilsame Kraft der Kunst und das eigene Erlebnisvermögen. Die Belehrung funktioniert als frisches Lüftchen.
Forum Würth, Rorschach, "Waldeslust - Bäume und Wald in Bildern und Skulpturen der Sammlung Würth", bis 22. Januar 2017, www.forum-wuerth.ch