Die meisten Meinungsumfragen – mit einer Ausnahme - sehen Hillary Clinton vorn. Zwei am Freitag veröffentlichte Umfragen von Fox News geben der Demokratin einen Vorsprung von 3–5 Prozent. Laut Rasmussens Report vom Donnerstag lag Clinton mit einem Prozent vor Trump. Die Los Angeles Times allerdings gibt seit Tagen Trump einen Vorsprung von bis zu 5 Prozent, so auch am Freitag: Clinton 42 Prozent, Trump 47 Prozent.
Nationale Umfragen vermitteln zwar ein wichtiges Stimmungsbild. Doch nicht, wer landesweit am meisten Stimmen erhält, wird Präsident oder Präsidentin. Gewählt ist, wer am meisten Elektoren-Stimmen (Wahlmänner/Wahlfrauen-Stimmen) auf sich vereinigt. Es kann also vorkommen, dass jemand Präsident wird, der nur am zweitmeisten Stimmen, aber am meisten Elektorenstimmen erhält. Dies geschah zum Beispiel im Jahr 2000. George W. Bush erhielt weniger Stimmen als Al Gore, aber die meisten Elektorenstimmen.
Nötig sind 270 Elektorenstimmen
Jeder der 50 amerikanischen Staaten bestimmt nach Einwohnerzahl eine gewisse Anzahl Elektoren. 41 Tage nach dem Wahltag am 8. November wählen dann diese Wahlfrauen und Wahlmänner, das Electoral College, in geheimer Abstimmung den Präsidenten oder die Präsidentin. Gewählt ist, wer 270 Stimmen erreicht.
In 48 amerikanischen Bundesstaaten gilt das „Winner-Takes-It-All-Prinzip“. Der Kandidat, der die Mehrheit der Stimmen erhält, erhält auch alle Elektoren-Stimmen. Einzig in Maine und Nebraska werden die Wahlmänner-Stimmen proportional zum Ergebnis aufgeteilt.
Clinton gewinnt 5 zusätzliche Prozent
Entscheidend sind die sogenannten Swing States (Battleground States), jene Staaten also, die wechselnde Mehrheiten aufweisen. Das Augenmerk richtet sich jetzt also vor allem auf die elf Swing States: Pennsylvania, New Hampshire, Colorado, Virginia, Wisconsin, Nevada, Michigan, Florida, North Carolina, Ohio und Iowa.
In den meisten dieser Staaten verzeichnet Hillary Clinton nach dem ersten Fernsehduell laut Umfragen steigende Werte, und zwar bis zu 8 Prozent. Laut Nate Silver, dem reputierten Guru der Wahlforscher, liegt Hillary Clinton seit der ersten TV-Debatte in den meisten der elf Swing States vorne. Er berechnete, dass ihre Wahlchancen seit dem Fernsehauftritt mit Trump um 5 Prozent gestiegen sind.
67,5-prozentige Gewinnchance für Clinton
Am Samstag gibt Nate Silver der Demokratin eine Wahlchance von 67,5 Prozent. Laut seinen Berechnungen wird sie (Stand: Samstag, 1. Oktober) 301 Elektoren-Stimmen erhalten. Das wären also 31 mehr als nötig. Trump käme danach auf 236 Elektoren. Damit würde er die Präsidentschaft um 34 Elektorenstimmen verpassen.
Noch ist nichts entschieden. Einen grossen Einfluss könnten die zwei restlichen Duelle am Sonntag, 9. Oktober und am Mittwoch, 19. Oktober haben.
(J21/hh/Quellen: Real Clear Politics, Nate Silver's FiveThirtyEight)