Vertrauen. Was für ein schönes Wort! Etymologisch untersucht, hat es eine Geschichte, die im Indogermanischen beginnt und lauter herzerwärmende Eigenschaften oder Verwandschaften aufweist, wie „treu“, „ehrlich“, „ redlich“, „stark wie ein Baum“. Vertrauen gehört zu den Lieblingsbegriffen von Politikerinnen und Politikern, die das Wort sonntags und werktags üppig dosiert in ihre Verlautbarungen einfliessen lassen.
Wenn es sich partout nicht einstellen will in der Bevölkerung, das Vertrauen, wenn es beschädigt wird, dann schalten die Politprofis schnell um, setzen auf ein alarmierendes Kompositum. Die Rede ist jetzt von Vertrauenskrise. Reparaturarbeiten sind angesagt, um das kostbare Gut zurückzugewinnen. Die Redner wissen natürlich, wie das zu bewerkstelligen ist, ihre Sprache wird drängend bis beschwörend. Für eine neue Vertrauens-Dimension steht eine Grossmeisterin des politischen Newspeak, Angela Merkel, ein. Wenn sie einen Parteifreund oder -feind, einen Minister, eine Ministerin ihres Vertrauens versichert, dann ist der/die Unglückliche an- oder ausgezählt. Herr von und zu Guttenberg, Frau Schavan, die beiden Plagiatoren, haben es erlebt, neuerdings Herr Friedrich, der Geheimnisflüsterer.
Die Vertrauenszusicherung erweist sich als pures Gift. In der zur Staatsaffäre hochgereizten Edathy-Intrige hat die Kanzlerin jetzt ihren Vize, das sozialdemokratische Schwergewicht Sigmar Gabriel, nicht nur ihres Vertrauens, sondern ihres „vollen“ Vertrauens versichert. – Da würde ich mich an Gabriels Stelle sehr, aber sehr warm anziehen.