Zu spüren bekamen dies vor allem deutsche Politiker und Politikerinnen: Sie verloren nicht nur den Doktortitel, sondern erlitten auch in der Politik einen Karriereknick. Sowohl der Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wie die Bildungsministerin Annette Schavan mussten zurücktreten, nachdem ihnen der Doktortitel aberkannt wurde.
Neuerdings sind auch schweizerische Politiker nicht mehr sicher. So musste Nationalrätin Doris Fiala ihren Weiterbildungsmaster an der ETH abgeben. Sie soll ihn zwar nachbessern können; dennoch ist der Fall für Fiala äusserst peinlich.
Sie ist erst über einen Studenten gestolpert, der ihre Arbeit nach Plagiaten durchsuchte, dann über die deutsche Website VroniPlag, die dem akademischen Schwindel akribisch nachgeht. VroniPlag bietet für die deutschen Bundestagswahlen von 2013 sogar an, alle Dissertationen von promovierten Parlamentskandidaten zu überprüfen.
Warum gerade Politiker?
Kein Zufall ist es, dass die Suche nach fragwürdigen wissenschaftlichen Arbeiten immer wieder Politiker und Politikerinnen trifft. Sie sind ein dankbares Ziel von öffentlichen Kampagnen. Man kennt sie, verlangt von ihnen vorbildliches Verhalten und weiss zum vorneherein, dass sie dies nicht immer erfüllen. Umso geeigneter sind sie denn auch, um Schlagzeilen und Skandale zu liefern.
Ein dankbares Ziel sind sie aber auch deshalb, weil sie ihre politische Karriere oft früh begonnen haben und mit Beruf und Politik stark belastet sind. Gleichzeitig wollen sie nicht auf einen Titel verzichten, mit dem sie ihre Karriere in der Politik schmücken können. Die Doppelbelastung und der eigene Ehrgeiz können dann in manchen Fällen dazu führen, dass man es etwas weniger genau nimmt mit den akademischen Regeln und abkupfert, wo eigene Denkarbeit gefordert wäre.
Es geht nicht nur um Doktorarbeiten
Deutlich wird am Fall von Fiala auch, dass Studierende nicht allein in Doktorarbeiten mit Zitaten und Belegen aus anderen Arbeiten sorgfältig umgehen müssen. Auch für andere wissenschaftliche Arbeiten wie Master- oder Diplomarbeiten gelten dieselben Regeln. In der Pflicht stehen hier die Universitäten und Hochschulen, die eine Kultur entwickeln müssen, die von Anfang an die Regeln des wissenschaftliche Arbeitens pflegt und die Studierenden darauf hin immer wieder überprüft.
Ob dies bei Weiterbildungsstudiengängen immer der Fall ist, diese Frage stellt sich im Fall von Doris Fiala. Handelt es sich um das einmalige Versäumnis einer überlasteten Politikerin, die ihren Abschluss mit einer politischen und beruflichen Karriere vereinbaren musste? Oder wird bei den MAS-Studiengängen, die ja nicht zur Promotion führen, generell nicht so genau geschaut?
Jedenfalls vermutete die NZZ am Sonntag, dass bei den unzähligen MAS-Weiterbildungsangeboten in der Schweiz die Qualität nicht immer stimmt. Dass die ETH in der Arbeit von Doris Fiala zwar handwerkliche Mängel feststellte, die Plagiate aber nicht erkannte, ist jedenfalls ein Armutszeugnis. Anstatt mit dem Finger auf eine zu Recht gescholtene Politikerin zu zeigen, sollte die ETH mit einer Expertise klipp und klar belegen, wie es generell mit der Qualität der Masterarbeiten der Studienkollegen und -kolleginnen von Doris Fiala stand. Nur dann kann der Verdacht entkräftet werden, dass es sich um ein generelles Problem der ETH und der MAS-Studiengänge handelt.