Silvio Berlusconi ist es gelungen, der Linken einen Strich durch die Rechnung zu machen. Berlusconi gewinnt zwar nicht die Wahlen, aber er verhindert, dass die Linke eine solide Mehrheit erhält.
Die Linke gewinnt zwar in der grossen Kammer, im Abgeordnetenhaus, eine Mehrheit. Auch in der zweiten Kammer, im gleichberechtigen Senat, liegt die Linke prozentual leicht vorn, doch keiner der Blöcke hat - was die Zahl der Sitze betrifft - eine Mehrheit erzielt.
Laut denm offiziellen um 00.05 veröffentlichen Schlussergebnis erzielt die Linke im Senat 31,6 Prozent der Stimmen (120 Sitze). Berlusconis Bündnis kommt auf 30,7 Prozent und 115 Sitze. Grillo erobert 23,8 Prozent und 58 Sitze, Monti 9,1 Prozent und 16 Sitze.
Zusammen mit dem Bürgerblock des bisherigen Ministerpräsidenten Mario Monti kommt die Linke also auf 136 Sitze. Um regieren zu können, bräuchte sie mindestens 167 Sitze.
Doch auch die Rechte kann nicht allein regieren. Das Berlusconi-Lager käme auf 115 Sitze - zu wenig um zu regieren.
Grillo: stärkste Einzelpartei
Ein fast sensationelles Ergebnis schafft die "Bewegung Cinque Stelle" von Peppe Grillo. Die "5 Sterne" ziehen nach nur dreijährigem Bestehen mit 26,1 Prozent als stärkste Einzelpartei in die Abgeordnetenkammer ein.Beppe Grillo wird starke Delegationen sowohl in den Senat als auch in die Abgeordnetenkammer schicken können.
Seit 15.00 Uhr herrscht ein Resultate-Chaos. Die Trendmeldungen, Prognosen und Resultate widersprechen sich im Halbstundentakt. Das bewog einen linken Wahlkampfleiter zur Aussage, er sage nichts mehr, bis die definitiven Ergebnisse vorlägen. Die Prognostiker hätten versagt.
Um 15.00 Uhr wurden die ersten sogenannten instant Polls veröffentlicht. Sie sahen einen klaren Sieg der Linken im Abgeordnetenhaus und einen kleinen Sieg im Senat voraus. Sogleich schnellte die Börse in Mailand um rund vier Prozent in die Höhe. Der Spread fiel auf 259 Punkte.
Um 16.15 Uhr publizierte der Fernsehsender RAI dann die ersten sogenannten Projektionen. Sie gaben ein ganz anderes Bild. Danach lag das Berlusconi-Lager bei den wichtigen Senatswahlen knapp vorn. Sogleich fiel die Börse in Mailand wieder und der Spread stieg auf 293 Punkte an.
Enttäuschend ist das Ergebnis für Mario Monti. Seine Bürgerbewegung kommt bei den Senatswahlen auf nur 9,1 Prozent der Stimmen.
Theoretisch möglich wäre, dass im Senat entweder die Linke oder die Rechte zusammen mit Beppe Grillo ein Bündnis eingeht. Bersani hat mehrmals angedeutet, dass dies nicht kategorisch ausgeschlossen sei.
Dennoch scheint es aus heutiger Sicht wenig wahrscheinlich. Auch Grillo, der nicht müde wurde, wegen die klassischen Parteien mobil zu machen, kann es sich wohl kaum leisten, plötzlich den Hut vor ihnen zu ziehen. "Eure Zeit ist abgelaufen", rief er immer wieder in die Menge, "geht nach Hause, wir wollen euch nicht mehr. Ergebt euch".