Viele Spitzenpolitiker beglückwünschten die französische Mannschaft nach ihrem 4:2-Sieg über Kroatien. Das gehört zu den diplomatischen Gepflogenheiten.
Matteo Salvini, immerhin stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister, hielt sich nicht daran. Vor dem Abflug sagte er, er fahre nach Moskau, um den Franzosen Unglück zu bringen. Jetzt ärgerte er sich über den französischen Sieg. Demonstrativ verfasste er – noch im Stadion in Moskau – einen Tweet. Darin beglückwünscht er keineswegs die Franzosen, sondern die italienische 4x400-Meter-Staffel. Sie gewann an der U20-Weltmeisterschaft in Tampere die Goldmedaille.
Seit jeher fühlen sich Italiener von der Grande Nation zurückgesetzt. Schon Berlusconi hatte unschöne Worte für Frankreich übrig. Das mag auch daran liegen, dass Italien – im Gegensatz zu Frankreich – im internationalen Konzert und in der Diplomatie nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Doch Salvinis Hass auf Frankreich und seinen Präsidenten kommt nicht von ungefähr. Macron hatte Salvini wegen seiner harten Haltung in der Flüchtlingsfrage öffentlich abgekanzelt wie einen Schuljungen. Seither vergeht kaum ein Tag, an dem Italiens starker Mann nicht gegen Frankreich wettert.
„Wenn ich Macron begegne“, sagte er vor dem Final in Moskau, „erhebe ich mich und wechsle den Platz.“
Nicht Frankreich, sondern die italienische 4x400-Meter-Staffel seien „die eigentlichen Champions von heute“, twitterte Salvini weiter. Und: „Der italienische Wein ist besser als der französische. Und das italienische Kino und die italienische Musik sind besser als das französische Kino und die französische Musik. Und Sardinien ist viel schöner als Korsika.“