Das Fernsehen ist die schnittigste Waffe im Arsenal eines amerikanischen Präsidentschaftskandidaten. Das erfuhr Richard M. Nixon, als er 1960 Amerikas erste TV-Debatte gegen den zuvor relativ unbekannten Senator John F. Kennedy verlor. Nixon wirkte blass und schwitzte, Kennedy dagegen blieb cool. Im jüngsten Wahlkampf um den Einzug ins Weisse Haus 2016 haben sich die republikanischen Bewerber bisher drei Fernsehdebatten gestellt – auf unterschiedlichen Kanälen und mit wechselnden Moderatoren.
Glücklich geworden sind die Kandidaten deswegen nicht, obwohl ein Fernsehauftritt vor grossem Publikum Gratiswerbung für die eigene Sache ist. Im Gegenteil - sie fühlen sich missverstanden bis verunglimpft und schieben diesen Umstand wie nach der letzten Debatte auf CNBC, einem liberalen Kanal, kritischen Moderatoren in die Schuhe.
Zwar ist die Wahlkampfberichterstattung amerikanischer Medien nicht über alle Zweifel erhaben, denn für sie ist das Rennen nicht weniger kompetitiv als für die beteiligten Politiker, in Zeiten sozialer Netzwerke erst recht. Doch zu meinen, sie könnten die Regeln der Berichterstattung diktieren, wie das republikanische Kandidaten im Falle des Fernsehens tun, ist arrogant und weltfremd zugleich.
Zum Beispiel fordern Wahlkampfhelfer einzelner Kandidaten, die Temperatur an den Austragungsorten von TV-Debatten sei künftig unter 19 Grad zu halten. Ein relativ harmloses Ansinnen verglichen mit der Forderung, Einfluss auf den Verlauf der Sendung nehmen zu können und zum Beispiel Fragen auszuklammern, die als Antwort ein klares Ja oder Nein erfordern. Auch drohen einige Bewerber unverhohlen damit, weitere Debatten nur noch von Sendern organisieren oder von Moderatoren leiten zu lassen, die ihnen genehm und auch wohlgesinnt, d.h. überwiegend konservativ sind.
Das Vorgehen der Republikaner ist ein Beispiel mehr für das Phänomen, lieber den Boten schlechter Nachrichten zu töten als sich zu hinterfragen, was falsch läuft und wer am Ende dafür zuständig ist. So ist ihr Wahlkampf bisher alles andere als ein erbauliches Schauspiel gewesen, ein Stück mit weitgehend unbeholfenen Akteuren, schwachen Texten und einer überforderten Regie. Shakespeares Macbeth hätte seine helle Freude daran: „Ein Märchen ist‘s, erzählt von einem Dummkopf, voller Klang und Wut, das nichts bedeutet.“