Laut der am Sonntag von Nate Silver publizierten Analyse hat der republikanische Kandidat nur noch eine 15,2-prozentige Chance, die Präsidentschaftswahl am 8. November zu gewinnen. Dementsprechend hat Hillary Clinton eine 84,8-prozentige Chance.
Nate Silver hat in den USA fast schon den Status eines „Wahlforschungspapstes“. Dies deshalb, weil seine Prognosen sehr oft richtig sind. In New Yorker Kreisen wird Nate „Nathan der Weise“ genannt.
Seine Voraussagen basieren nicht nur auf den klassischen Meinungsumfragen. Er bezieht auch zahlreiche andere Faktoren in seine Analysen mit ein. (Siehe „Trump demontiert sich selbst“, Journal21.ch).
Magische 270
Jeder Bundesstaat wählt – gemäss Einwohnerzahl – eine bestimmte Anzahl Wahlmänner oder Wahlfrauen. Sie bilden das „Electorial College“, das dann 41 Tage nach der Wahl in geheimer Abstimmung den Präsidenten oder die Präsidentin wählt.
In 48 der 50 Bundesstaaten gilt das „Winner-Takes-It-All-Prinzip“. Der Kandidat, der die Mehrheit der Stimmen erhält, erhält alle Elektoren-Stimmen des jeweiligen Bundesstaates. Einzig in Maine (2 Elektoren-Stimmen) und Nebraska (2 Elektorenstimmen) werden die Stimmen der Wahlmänner und -frauen proportional zum Ergebnis aufgeteilt.
Um gewählt zu werden, braucht Clinton oder Trump mindestens 270 Elektoren-Stimmen.
Clinton: 69 mehr als nötig
Laut der am Sonntag – 23 Tage vor der Wahl – veröffentlichten Analyse von Nate Silver käme Hillary Clinton auf 336 Elektoren-Stimmen, also 66 mehr als nötig. Trump würde sich 201 Elektoren sichern, also 69 zu wenig, um gewählt zu werden.
Auch die meisten andern Meinungsforschungsinstitute geben der Demokratin mehr Chancen als dem Republikaner. Allerdings weisen die meisten darauf hin, dass das Rennen noch nicht gelaufen ist und dass in den verbleibenden gut drei Wochen noch viel geschehen kann.
Vor allem in den entscheidenden sogenannten Swing States (Battleground States) hat Clinton Boden gutgemacht.
Clintons Chance in Ohio und Florida
So gibt Nate Silver im wichtigen Staat Ohio (18 Elektoren) der Demokratin jetzt eine 64,1-prozentige Siegeschance, in Florida (29 Elektoren) gar eine 73,8-prozentige Chance und in Iowa (6 Elektoren) eine 59,7-prozentige Chance.
In Arizona (11 Elektoren) liegt laut den Berechnungen von Nate Silver Hillary Clinton mit 50,7 Prozent knapp vorn, in North Carolina (15 Elektoren) mit 68,9 Prozent und in Nevada (6 Elektoren) mit 73,4 Prozent.
Auch in folgenden wichtigen Bundesstaaten gibt Nate Silver der demokratischen Kandidatin eine grössere Siegeschance als Trump: Pennsylvania (88,7 Prozent Siegeschance Clinton), New Hampshire (83,5 Prozent), Colorado (85,0 Prozent), Virginia (90,7 Prozent), Wisconsin (89 Prozent), Michigan (92,4 Prozent).
Warten auf das letzte TV-Duell
Bis zum 26. September, dem ersten Fernsehduell, legte Trump fast konstant zu. Dann, nach der ersten TV-Debatte, folgte der Absturz. Das zweite Fernsehduell am 9. Oktober änderte nichts an dieser Tendenz. Die Frage ist jetzt, welchen Einfluss die dritte und letzte Fernsehdebatte („The final Round“) am kommenden Mittwoch, 19. Oktober, in Las Vegas haben wird.
Nach den Berechnungen von Nate Silver würden heute 49,3 Prozent der wählenden Amerikanerinnen und Amerikaner für Hillary Clinton votieren, 43,0 Prozent für Donald Trump und 6,3 Prozent für den libertären Gary Johnson (der nicht wusste, was Aleppo ist, „What Is Aleppo“, fragte er in einer Fernseh-Show).
(J21/hh/Quellen: Real Clear Politics, Nate Silver's FiveThirtyEight)