Im TV-Sketch „Four Yorkshiremen“ von Monty Python streiten sich vier ältere Gentlemen, in weissen Smokings, teuren Wein schlürfend und dicke Zigarren rauchend, wer unter ihnen einst am ärmsten aufgewachsen sei. Gegenseitig überbieten sie sich mit Horrorgeschichten über das beinahe unaussprechliche Elend, das sie in ihrer Jugend in der Grafschaft angeblich erduldet haben.
Bills Honorare
An diesen Sketch fühlt sich erinnert, wer unlängst Hillary Clinton zuhörte, als sie am Fernsehen einer Interviewerin von ABC News verriet, sie und ihr Mann seien „nicht nur total bankrott, sondern verschuldet“ gewesen, als sie im Januar 2001 das Weisse Haus verliessen. Das fragliche Gespräch fand im üppig dekorierten Fünf-Millionen-Dollar-Haus der Clintons in Washington DC statt, mit Blick auf einen sorgfältig gepflegten Garten und einen türkisfarbenen Swimmingpool.
Die Vermögensverhältnisse der früheren First Familie sind in den USA zu einem Politikum geworden, seit die „Washington Post“ vergangene Woche enthüllt hat, dass Ex-Präsident Bill Clinton innert zwölf Jahren 104,9 Millionen Dollar verdient hat - als Gegenleistung für 542 Reden, die er in dieser Zeit weltweit gehalten hat , auch in der Schweiz.
Erfolgreiche Tochter
Seit ihrem Rücktritt als US-Aussenministerin ist Hillary Clinton ebenfalls als gefragte Referentin unterwegs. Pro Auftritt verlangt sie dem Vernehmen nach mindestens 200‘000 Dollar. Informationen über die Einkünfte der Clintons sind öffentlich zugänglich, weil Hillary Clinton bis zu ihrem Abgang 2012 öffentliche Ämter besetzte, erst als Senatorin des Staates New York, später als Mitglied des Kabinetts von Barack Obama.
Im Übrigen geht es auch Tochter Chelsea Clinton nicht schlecht. Die 34-Jährige verdient als „Sonderkorrespondentin“ des Fernsehsenders NBC 600‘000 Dollar pro Jahr und hat mit ihrem Mann, Marc Mezvinsky, dem Manager eines Hedge Fonds, für 10,5 Millionen Dollar ein Apartment in Manhattan gekauft.
Bodenhaftung verloren
Amerikas Wählerinnen und Wähler, argumentiert nun „Post“-Kolumnistin Ruth Marcus, hätten kein Problem mit reichen Kandidaten für politische Ämter oder mit reichen Ex-Präsidenten und Ex-Offiziellen. Sie hätten aber ein Problem mit reichen Kandidaten, die „weinerlich und/oder abwehrend“ seien, was ihr Vermögen betrifft, und die sich „gierig und/oder prahlerisch“ verhielten beim Verdienen und Vorzeigen ihres Reichtums. Und nicht zuletzt hätten sie ein Problem mit Leuten, deren Reichtum den Anschein erwecke, die Besitzer hätten die Bodenhaftung sowie das Sensorium für die Sorgen und Nöte des Mittelstandes verloren. Auf Clinton, so Marcus, treffe zumindest „abwehrend“ und „gierig“ zu.
Zwar hat Hillary Clinton noch nicht offiziell erklärt, 2016 für den Einzug ins Weisse Haus kandidieren zu wollen. Doch lassen etliche Indizien darauf schliessen, dass die 66-Jährige das in absehbarer Zeit tun wird. Falls sie kandidiert, befürchten Strategen der Demokraten, könnten Hillarys Reichtum und ihr abgehobener Lebensstil sowohl ihre eigenen Wahlchancen als auch jene der Partei als Vertreterin des Mittelstandes und der sozial Benachteiligten torpedieren. Dies auch deshalb, weil sich unter den Institutionen, welche die Clintons grosszügig honoriert haben, etliche Finanzinstitute und Interessengruppen befinden.
Die Polit-Strategen erinnern an Mitt Romney, den die demokratische Partei bei den Präsidentenwahlen 2012 in TV-Werbespots mit Erfolg als seelenlosen Plutokraten angeschwärzt hat, dem 47 Prozent der Amerikaner völlig egal seien. Jedenfalls hat ein Berater Barack Obamas auf die Frage, was die Demokraten tun sollten, falls „La Clinton“ - reich, elitär und abgehoben – 2016 kandidiert, geantwortet: „In Panik verfallen!“