In Sotschi dabei: Swatch Group ist mit ihrer Laedermarke Omega in Sotschi dabei. Die in Corgémont (BE) domizilierte Tochterfirma Swiss Timing ist zuständig für die offizielle Zeitmessung: Seit 1932 ist Omega bei Olympischen Spielen kaum wegzudenken. Der gegenwärtige Vertrag mit dem IOK dauert bis zu den Sommerspielen 2020 in Tokio. In Sotschi belegt Omega einen zweistöckigen Pavillon und hat 260 Mitarbeiter im Einsatz. 230 Tonnen Material wurden für die Zeitmessung nach Sotschi verfrachtet. Für die Zeit-messung im Bobsport wurde eine neue Messtechnologie kreiert, die bis zu einer millionsten Sekunde erfassen kann. 120 Anzeigetafeln vermitteln die Resultate dem Publikum. In der 30er Jahren wurde die Zeit noch von Hand mit 27 Stopuhren gemessen.
Für das laufende Jahrzehnt hat Swatch Group etwa eine Milliarde Franken für die Zeitmessung budgetiert. Im Gegenzug zahlt sich das Engagement für Omega offensichtlich aus. Für Sotschi hat Omega auch eine limitierte Serie Sportuhren für die Olympiade herausgebracht. Pf.
Swatch befindet nach wie vor auf der Überholspur. Für 2013 wird ein Umsatz von 8,8 Mrd. Fr. ausgewiesen. Die letztjährige Rekordmarke konnte um 8,3 Prozent angehoben werden. Zum Vergleich, die Exporte der gesamten schweizerischen Uhrenindustrie sind lediglich um 1,9 Prozent auf knapp 22 Mrd. Fr. angestiegen. Der Konzerngewinn der Swatch Group liegt mit einem Plus von über 20 Prozent nahe der zwei Milliarden-Grenze. Die Nettoumsatzrendite beträgt 22,8 Prozent. Im Uhren- und Schmuckbereich ist der Umsatz gar um über 10 Prozent angestiegen. Vom guten Ergebnis sollen auch die Aktionärinnen und Aktionäre profitieren. Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung vom kommenden 14. Mai in Grenchen/SO eine Erhöhung der Ausschüttung vor, nämlich auf Fr. 7.50 pro Inhaberaktie und Fr. 1.50 pro Namenaktie, was einer Zunahme von 11,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Geschäftsbericht mit ausführlichen Angaben ist für Ende März angekündigt.
Von der anhaltenden Überbewertung des Schweizer Franken blieb die Gruppe allerdings nicht verschont. Dies vor allem in Bezug auf den US Dollar und den Yen mussten Einbussen hingenommen werden. Allein in der zweiten Jahresshälfte wurde laut Angaben der Umsatz um etwa 100 Mio. Fr. geschmälert. Betroffen war u.a. vorwiegend das Segment der elektronischen Systeme. Die Gruppe blickt auf ein bewegtes Jahr zurück. Kurz vor Jahresende in der ETA in Grenchen ausgebrochene Brand hat offensichtlich weniger Schaden angerichtet als zu Beginn befürchtet, und dürfte somit auf die weitere Entwicklung kaum Einfluss nehmen. Die Tätigkeiten in den von Feuer und Rauch beschädigte Galvanik Abteilung konnte in andere Betriebe der Gruppe verlagert werden. Allein in Grenchen ist die Eta an sieben Standorten in etwa 25 Gebäuden präsent. Es kam zu gewissen Lieferengpässen in der Versorgung Dritter. Das Jahr ist jedoch geprägt von Erfolgen und Rekorden.
17 Patente und eine Schraube
Das Wachstum und die gesamte Entwicklung der Swatch Group wird u.a. auf die weltweite Laederposition der 20 Marken der Gruppe (Breguet, Omega, Longines, Tissot, Swatch usw.), einem fest verankerten, effizienten Vertriebsnetz mit weltweit unzähligen eigenen Verkaufspunkten (mehrere hundert eigene Shops allein für die Marken Swatch und Omega), dem hohen technischen Stand der Uhrentechnologie und den oft spektakulären Innovationen zugeschrieben.
Dazu zählt die Ende Jahr in den Handel gekommene neue Swatch „Sistem51“. Es handelt sich hier um das erste mechanische Uhrwerk, das nicht von Hand sondern vollautomatisch zusammengesetzt wird. Die Uhr besteht noch aus 51 Teilen und einer einzigen zentralen Schraube. Die Gangreserve dieser Swatch mit Selbstaufzug beträgt 90 Stunden. Das ganze ist hermetisch im Gehäuse versiegelt. Nicht weniger als 17 hinterlegte Patente lassen auf die Novität und Einzigartigkeit des Produktes schliessen. Und das Design widerspiegelt Eleganz und Qualität der „Haute Horlogerie“. Das 100 prozentige Swiss made, das im Hause Hayek als festes Fundament des Erfolges angesehen und entsprechend gepflegt und gehegt wird, war auch hier massgebend.
Hoher Investitionsaufwand
Für den Auf- und Ausbau der Gruppe wurden in den letzten zehn Jahren insgesamt drei Mrd. Fr. investiert. Allein im letzten Jahr belief sich der Investitionsaufwand auf ca. 700 Mio. Franken. Darin kommt ein klares Bekenntnis zum Standort Schweiz zum Ausdruck. Die Mittel wurden weitgehend eingesetzt in Maschinen, Anlagen und in die Modernisierung der gesamten Produktionsstrukturen und –kapazitäten. In Grenchen wurde eine neue Zifferblattfabrik in Betrieb genommen, in Villeret und in Boncourt waren es Produktionsstätten für Komponente. Zur Festigung und Ausweitung des Vertriebsnetzes wurde zu Beginn dieses Winters die Mehrheit an der Rivoli Investment LLC erworben, eine Unternehmensgruppe mit 1500 Beschäftigten und einem Distributionsnetz von über 360 Luxus-Detailhandelsgeschäften im Mittleren Osten. Der Personalbestand der Swatch Group hat letztes Jahr um 3800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugenommen. Allein in der Schweiz wurden 900 neue Stellen geschaffen. Weltweit beschäftigt Swatch 33 600 Personen.
Ein Diamant in der Swatch-Krone
Swatch verfügt über eine ungewöhnlich solide Finanzstruktur. Das Eigenkapital wird mit über 9,4 Mrd. Fr. ausgewiesen, ein neues Höchstniveau. Das entspricht einer Eigenkapitalquote von über 82 Prozent. Per Ende Januar dieses Jahres sind die flüssigen Mittel inklusive Wertschriftenanlagen auf 1,8 Mrd. Fr. angewachsen. Der Betrag habe nahezu wieder das Vorjahresniveau erreicht, und dies bei Berücksichtigung der letztes Jahr getätigten Akquisitionen von Harry Winston und Rivoli, so wird bei Swatch festgehalten. Mit Harry Winston konnte Swatch die Präsenz im gehobenen, exklusiven Schmucksegment festigen. Das Unternehmen mit weltweit 530 Beschäftigten und einer Produktionsstätte bei Genf wurde vollständig in die Gruppe integriert. Um die Bedeutung dieses Bereiches sichtbar zu machen, hat Swatch Group im Mai letzten Jahres bei einer Auktion von Christie’s in Genf einen der grössten und reinsten Diamanten für nahezu 27 Mio. Dollar erworben, wie die NZZ am Sonntag zu berichten wusste. Verwaltungsratspräsidentin und Gründer-Tochter Nayla Hayek, zuständig u.a. für Harry Winston, sieht hier ein grosses Wachstumspotenzial und schliesst für die nächsten Jahre eine Verdreifachung des heutigen Umsatzes auf eine Milliarde Franken nicht aus.
Tiffany-Flop war rentabel
Ein erster Versuch in das Schmuckgeschäft vorzustossen endete mit einem Flop. Die Partnerschaft mit dem rennomierten amerikanischen Luxusschmuckkonzern Tiffany & Co brachte nicht den erhofften Erfolg. Die Amerikaner verhinderten offensichtlich bewusst den Ausbau und die Herstellung von Schmuckuhren der Marke Tiffany bei Swatch. Die Zusammenarbeit wurde aufgelöst und das Bieler Unternehmen forderte Schadenersatz (Journal21 hat berichtet). Ein Gericht gab Swatch nun recht und kurz vor Jahresende hat Tiffany die auferlegte Busse von 400 Mio. Fr. den Schweizern ausbezahlt. Eine happige Busse, entsprach sie doch einem ganzen Jahresgewinn der Firma.
Neue Rekorde zu erwarten
Das Jahr 2014 hat gut begonnen und Swatch erwatet einen weiteren Wachstumsschub. Die Rede ist von einem „gesunden Wachstum“ „Die Gruppe ist für die Zukunft und das langfristige Wachstum bestens gerüstet“, so heisst es nüchtern bei der Swatch. Finanzanalysten rücken immerhin Wachstumsraten von 8 bis 9 Prozent in den Bereich des Möglichen. Das würde einen Umsatz in die Nähe der 10 Mrd. Fr-Grenze bedeuten. Und in fünf Jahren werden es vielleicht 15 Mrd .Fr. sein ? “Das Potenzial dafür ist jedenfalls vorhanden, aber wann ?, fragen Sie mich nicht“, meinte Nayla Hayek in einem Gespräch mit der welschen Tageszeitung „Le Temps“ erst vor wenigen Tagen. Neue Rekorde sind also zu erwarten.