Zuerst eine erfreuliche Meldung für jene Liebhaber und Verteidiger der deutschen Sprache, denen das massenhafte Eindringen von Anglizismen in die deutsche Sprache Sorgen bereitet. Diese Art von Sprach-Export funktioniert ja auch in umgekehrter Richtung. Allerdings ist das quantitative Verhältnis dieses Austauschs sehr unausgewogen, und zwar zugunsten des Angelsächsischen.
Immerhin, ganz aussichtslos sind die Chancen des deutschen Sprachexports ins angelsächsische Grossreich auch wieder nicht. Unlängst war in der „Zeit“ zu lesen, dass das deutsche Wort „Energiewende“ sich erfolgreich im britisch-amerikanischen Medienjargon etabliert hat. Zitiert werden renommierte Publikationen wie die „New York Times“, der britische „Economist“ und der „Christian Science Monitor“, die dieser deutsche Begriff inzwischen benutzen, wenn von der Abkehr von nicht erneuerbaren Energieträgern die Rede ist.
Damit reiht sich die „Energiewende“ ein in eine längere Reihe deutscher Wörter, die vor allem im intellektuellen amerikanischen Sprachgebrauch Karriere gemacht haben – wie etwa Weltanschauung, Angst, Fingerspitzengefühl, Schadenfreude, Fahrvergnügen (letzteres durch eine Werbekampagne von Volkswagen massiv gefördert). Bleibt zu hoffen, dass die „Energiewende“ nicht nur im sprachlichen Bereich ein Erfolgsprodukt wird.
Schliesslich eine Information für jene SMS-Schreiber, die mit den offenbar gängig gewordenen Kurzformeln in diesem Kommunikationsmedium noch nicht durchwegs vertraut sind. Dem NZZ-Bericht von einer „Diskussionsrunde über den Sprachgebrauch der heranwachsenden Generation“ ist zu entnehmen: „omg“ heisst „oh my god!“ (wieder so ein Anglizismus!) und „hdg“ heisst „ha di gärn“ (immerhin ein Indiz für die Aktualität des Schweizerdeutschen auch im Cyberspace). Man merkt, die Sprache lebt.
R.M.