Flieht die Maus vor der Katze oder flüchtet sie? Gibt es einen Unterschied zwischen „fliehen“ und „flüchten“?
Laut Duden gibt es eigentlich keinen. Doch Sprachpäpste sehen das anders. Folgt man ihnen, kommt man aber bald in die Bredouille.
„Fliehen“ bedeute „schnell davonlaufen“. Wer „flieht“ tue dies „aus eigenem Willen“, sagen die Sprachpfleger. Anderseits: Wer „flüchtet“ werde meist dazu gezwungen, man werde „verjagt oder vertrieben“.
Die Syrer „flüchten“ also vor Asads Truppen, sie werden von ihnen vertrieben. Und die Maus, die plötzlich die Fratze der Katze vor sich sieht, „läuft schnell davon, aus eigenem Willen“: sie „flieht“ also.
So weit so gut. Doch wer es liebt, mit der Sprache zu spielen, macht sich jetzt Gedanken.
Auch die Syrer, deren Quartiere bombardiert werden, laufen „schnell davon“, sie „fliehen“ also vor den Bomben. Und umgekehrt: Die Maus wird ja gezwungen zu fliehen/flüchten, da sie sonst gefressen wird.
Also: Wer fliehen und flüchten als Synonym verwendet, macht keinen kapitalen Fehler.
Der Duden sagt:
flüchten: [plötzlich u. sehr eilig] fliehen; sich einer drohenden Gefahr durch Flucht zu entziehen versuchen
fliehen: sich eilig entfernen, um sich vor einer Gefahr in Sicherheit zu bringen
Sicher ist nur eins: Der „Flüchtling“ ist ein völkerrechtlich definierter Ausdruck. Es handelt sich um jemand, der „in Gefährdung des Leibes, des Lebens oder der Freiheit“ seinen Heimatstaat oder sein Land verlässt. Wer nur seine Stadt oder sein Dorf verlässt ist laut UNHCR ein „Binnenvertriebener“ oder einfach ein „Vertriebener“.
(hh)