Da erfährt man, zum Beispiel, dass in Australien eine Spinnenart entdeckt wurde, die dem verstorbenen Modezar Karl Lagerfeld so auffällig gleicht, dass sie seinen Namen erhalten hat. Oder es wird berichtet, dass eine von künstlicher Intelligenz gesteuerte raffinierte App dir via Handy helfen kann, deine psychischen Leiden zu verringern, indem sie dir etwa rät, ein bisschen Wasser zu trinken. Genial. Oder es erklärt dir in der Forschungsbeilage der NZZ eine Journalistin, dass entgegen landläufiger (Fehl)meinung auch Frauen die Nacht hindurch schnarchen können. Das sei statitisch erwiesen und sie stünden im übrigen den Männern akustisch nicht nach. Beruhigend.
Eine Statistik darüber, ob Kreativität und Kriminalität, Kunst und Verbrechen, etwas miteinander zu tun haben könnten, gibt es bedauerlicherweise noch nicht, wie der „Tages-Anzeiger“-Autor, der meinen vorläufigen Favoritenartikel unter den sommerlichen Leckerbissen verfasst hat, zugeben muss. Aber es ist ja nicht verboten, zu spekulieren. Von der entsprechenden Zeitungsseite starren einen drei grauenvoll schlecht gemalte Frauengesichter an. Geschaffen hat sie ein in den USA einsitzender 79-jähriger Serienmörder, was den Artikelschreiber dazu animiert, in der Kulturgeschichte des Abendlandes nach Künstler-Verbrechern zu fahnden. Er findet zwar ein paar und kann auch den grossen Joseph Beuys zitieren, der in Künstlern und Verbrechern Weggefährten gesehen haben will, „beide sind ohne Moral, verfügen über eine verrückte Kreativität …“
Aber ein Muster lässt sich in dieser vermuteten Affinität zwischen Maler und Mörder leider nicht erkennen. Kreativität und Killerinstinkt müssen nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben. Das ist nicht zuletzt für uns Journalisten, die wir doch auch Anspruch auf Kreativität haben, eine gute Nachricht!