Sechs Wochen hatten ihre Truppen um Nagorni Karabach gekämpft. Jetzt trafen sich der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev und der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan im Kreml. Die beiden nickten sich kurz zu: einen Handshake gab es nicht.
Dafür setzten sie sich vier Stunden lang mit Wladimir Putin um einen grossen ovalen Tisch. Putin, noch immer der Herr in der Region, hatte die beiden ultimativ aufgeboten.
Mit einem ersten Erfolg: Aliyev und Paschinjan vereinbarten, dass sie zusammen mit den Russen eine Arbeitsgruppe bilden würden. Diese wird die Aufgabe haben, die Wirtschafts- und Verkehrsverbindungen zwischen den beiden verfeindeten Staaten wieder herzustellen. Die Vize-Regierungschefs beider Länder wurden beauftragt, konkrete Vorschläge auszuarbeiten. Die Gespräche sollen noch im Januar beginnen.
Die Kampfhandlungen um Nagorni Karabach waren vor zwei Monaten mit einem von Russland vermittelten Waffenstillstand eingestellt worden. Die drei Spitzenpolitiker berichteten nun, dass seither die Waffen weitgehend schweigen würden.
Paschinjan erklärte jedoch, es seien noch nicht alle Punkte des Waffenstillstandsabkommens umgesetzt. Noch immer würde Aserbaidschan armenische Soldaten als Kriegsgefangene halten.
Armenien hatte nach den sechswöchigen Kampfhandlungen weite Gebiete von Karabach an Aserbaidschan abtreten müssen.
Der armenische Regierungschef betonte, dass der Konflikt um Karabach nicht beigelegt sei. Der politische Status der Region sei nach wie vor ungeklärt. In Armenien selbst ist Paschinjan stark unter Druck geraten und kritisiert worden, weil er in die Bedingungen des Waffenstillstands eingewilligt hat. Demonstranten sprachen von einer Kapitulation vor Aserbaidschan.
Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren um Nagorni Karabach. Die neuen Kämpfe hatten am 27. September begonnen und dauerten bis zum 9. November. Insgesamt starben auf beiden Seiten weit mehr als 4700 Menschen – die meisten davon Soldaten. 2000 russische Friedenssoldaten sorgen seither für die Einhaltung der Waffenruhe.
(J21)