Wer so antwortet, hat nicht begriffen, dass der Fragende sich gar nicht für das Befinden interessiert. Er wollte eigentlich nur so etwas wie „Guten Tag“ sagen.
„Waren Sie schon öfter hier?“, ist auch so ein Fall. Wer auf diese Frage eingehend schildert, in welcher tieferen Beziehung er zu diesem „hier“ steht, hat die Frage nicht verstanden. Denn die Antwort kann zwar ja oder nein sein, aber sie darf unter keinen Umständen umständlich werden. Vielmehr bildet sie den Auftakt zur nächsten Frage: „Habe ich Sie hier nicht schon einmal gesehen?“ - Ist man das erste Mal „hier“, lautet die Frage: „Aber wo habe ich Sie schon einmal gesehen?“
Jetzt kann ein gemeinsames Rätseln beginnen, das zwar belanglos ist, aber nun hat man ein „gemeinsames Thema“. Es wäre jedoch falsch, es allzu sehr vertiefen zu wollen, denn es dient ja nur dazu, eine angeregte Kommunikationshaltung einzunehmen, bis der Nächste hinzutritt und ohne weitere Umstände das Gespräch unterbricht: „Hallo! Lange nicht gesehen!“
Dient Sprache dem Informationsaustausch? Gar dem gemeinsamen Nachdenken? Oder ist sie das, was die Verhaltensforscher als „Kontaktlaute“ bezeichnen? Kontaktlaute dienen Tieren dazu, sich gegenseitig zu signalisieren, dass sie in der Nähe sind: „Ich bin da, alles ist gut.“ Erfunden wurde das lange vor dem Smalltalk.
Es soll Menschen geben, die sich absolut nicht für den Smalltalk eignen. Denn reflexartig springen sie auf die sprachlich dargebotenen Inhalte, widmen sich ihnen und sind dann jedes Mal verblüfft und frustriert, wenn ein fröhliches Hallo signalisiert, dass es hier und jetzt überhaupt nicht um Inhalte geht. In solchen Situationen ist die Sprache ein Lautsystem, das zwar Inhalte benutzt, aber doch nur, um Laute zu erzeugen. Deswegen kann man sich bei solchen Gelegenheiten sogar prächtig unterhalten und sich danach auf Teufel komm heraus überhaupt nicht mehr daran erinnern, worum es eigentlich ging.