Der Kanton Solothurn richtet seit 1998 alle drei Jahre einen Kulturpreis aus. So kam die solothurnische Kulturförderung zum Bau.
Wie anderswo auch pflegte Solothurn die „Kunst am Bau“, liess bei neuen Schulhäusern Plastiken in die Höhe schiessen und verlieh den Betonwänden öffentlicher Bauten ein buntes Aussehen. Die Akzeptanz dieser Projekte verliefe wie sie das immer tut: Manchmal stritten sich die Leute der Kunst wegen, fanden sie „entsetzlich“, manchmal auch „unansehnlich“ und meinten, solche „modernen Überbordungen“ seien nicht kindergerecht. Nach einiger Zeit jedoch gehörte diese Kunst zum Alltag und man konnte sich das Leben ohne sie kaum vorstellen.
Eines Tages fanden Mitglieder des Solothurner Kuratoriums für Kulturförderung der Begriff „Kunst am Bau“ sei zu eng, kreierten die neue Aussage „Kunst im öffentlichen Raum“ und versahen diese gleich mit dem zutreffenden Kürzel „KiöR“. Damit begann eine neue Epoche der Auseinandersetzung mit Kunst, aber auch eine mit Einbezug privater Bauherrschaften. Und gerade diese wollte man sensibilisieren.
Intensive Auseinandersetzung mit Architektur
Das Amt für Kultur und Sport baute eine umfangreiche und fast schon lückenlose Dokumentation der Kunstschaffenden und der Kunst-Standorte im Kanton auf. Es ging noch einen energischen Schritt weiter und schuf in Zusammenarbeit mit „visarte“ die „KiöR“- Beratungsgruppe.
Eine Gemeinde, ein Kirchenrat oder eine private Bauherrschaft hatte die Absicht, ein künftiges Bauwerk mit öffentlich einsehbarer Kunst zu versehen. In diesem Fall konnten sich die Kunstwilligen der Dienste der „KiöR“ Gruppe versichern. Kunstschaffende (honoriert vom Amt für Kultur und Sport) berieten die Bauherrschaften, machten sie mit der Dokumentation des Amtes vertraut und halfen, wenn dies gewünscht wurde, Ausschreibungen und Wettbewerbsunterlagen zu texten. Auf diese Weise entstand eine stärkere Sensibilisierung mit der aktuellen Kunst, aber auch eine intensivere Auseinandersetzung mit Architektur.
Der nächste Schritt war ein kurzer: Das Kuratorium für Kulturförderung und das Amt für Kultur und Sport kamen zur Ansicht, dass gute Architektur ein wichtiger und durchaus ernst zu nehmender Kulturpfeiler sei. Im der Förderung der guten Architektur ging man erneut eigene Wege: Alle drei Jahre sollten Beispiele einer guten Architektur ausgezeichnet und vorgestellt werden. So besteht seit 199 der Architekturpreis aus einer dokumentierenden Schrift, in der die als vorbildlich prämierten Bauwerke der letzten drei Jahre vorgestellt werden.
Bundesamt für Wohnungswesen in Grenchen
Parallel dazu wird eine Ausstellung durchgeführt, in welcher die ausgewählten Projekte gezeigt werden. Nun wollte es ein glücklicher Bundesentscheid, dass das Bundesamt für Wohnungswesen von Bern nach Grenchen umgesiedelt wurde und sich hier geradezu vorbildlich integriert hat. Unter anderem führt das Bundesamt jedes Jahr im Oktober die „Grenchner Wohntage“ durch, ein mehrteiliger Fach-Anlass, in dem einzelne Anlässe in Zusammenarbeit von Bundesamt, Bauamt der Stadt und vor allem der Kultur stattfinden. Hier, vor einem Fachpublikum, siedelte nun das Amt für Kultur und Sport die Präsentation des Architekturpreises an. Vorgesehen ist, dass dies auch in Zukunft so sein wird.
Bereits seit einigen Jahren arbeiten die beiden Kantone Aargau und Solothurn in Teilbereichen der Kulturpflege miteinander. Zu erwähnen sind hier die Paris-Aufenthalte der Solothurner Kunstschaffenden in Räumen des Kantons Aargau und die Katalogisierung immaterieller Kulturgüter. Diese Zusammenarbeit soll nun mit einem weiteren Schritt vertieft und erweitert werden. Die Bildungsdirektoren Alex Hürzeler (Aargau) und Klaus Fischer (Solothurn) unterzeichneten am 16. August eine Vereinbarung, nach welcher die beiden Kantone in ihren Schulen die Vermittlung des Wissens der Jugendlichen um gute Architektur gemeinsam angehen werden. Dabei sind zahlreiche Formen und Teilbereiche denkbar. Eine Projektgruppe bestehend aus Vertretern der beiden Kantone werden unter der Leitung von Boris Szélpal, dipl. Architekt FH MREM und Architekturvermittler (Riedholz, SO) die Inhalte der Zusammenarbeit der beiden Kantone konkretisieren. Wichtig ist, dass ein ehrgeiziges Projekt in Zusammenarbeit über die Kantonsgrenzen hinweg realisiert werden kann.