Das grösste temporäre Stadion der Welt wird abgebaut und das Sägemehl der Ringe zusammengekehrt. Der Gabentempel, einschliesslich Closomat, ist leer, und die Lebendpreise, inklusive Siegermuni «Kolin», sind zurück im Stall. Und was bleibt vom Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (Esaf) in Zug zurück, ausser einer grossen begradigten Wiese, von der sich einer in Bälde kaum mehr vorstellen kann, dass sie am Wochenende Zehntausenden von Besuchern Platz bot?
Zurück bleibt die Erkenntnis, dass sich – bei aller Skepsis gegenüber Mega-Events – ein Anlass dieser Grössenordnung für alle Beteiligten verträglich organisieren lässt: für die Anwohner, für die Helfer, für die Polizisten und Sanitäter, für die Festbesucher und auch die Schwinger selbst. Und nicht zuletzt für die Umwelt: das Festgelände, die Zelt- und Campingplätze und das betroffene Quartier blieben überwiegend frei von Littering und die meisten Festbesucher reisten per Bahn oder Bus an. Ein Teil der vorgesehenen Autoparkplätze blieb leer.
Die Stimmung, bei Schwinganlässen oft als aussergewöhnlich friedlich beschworen, war in der Tat locker, und Exzesse, wie wiederholt bei Fussballspielen der Super League zu beobachten, waren keine zu verzeichnen. Das mag damit zusammenhängen, dass die Schwinger zwar einen Teilverband repräsentieren, am Ende aber Einzelkämpfer sind und nicht für einen Verein oder eine Stadt stehen.
Kann auch sein, dass es beim Schwingen relativ selten umstrittene Entscheidungen gibt, die den Zorn der Anhänger entfachen könnten. Auf jeden Fall ist die Forderung nach Einführung des Video Assistant Referee (VAR) im Sägemehlring, wie es ihn auf Fussballplätzen gibt, wenig realistisch, auch wenn sie nach dem Schlussgang des Esaf 2019 vereinzelt erhoben worden ist. «Verrückt, aber wahr – Stuckis Sieg, der keiner war», reimte das Online-Portal «Watson». Diskussionsstoff bleibt: Haben die beiden Schulterblätter des Verlierers Joel Wicki gleichzeitig den Boden berührt?
Ende gut, alles gut? Die Zukunft wird weisen, ob sich der Schwingsport den Verlockungen einer noch intensiveren Vermarktung und Werbung wird entziehen können. Die Popularität ist gegeben, das Interesse der Fernseh-Zuschauer auch. Viele Athleten trainieren professionell und aufwändig, was kaum gratis ist. Auch Doping, wie in einem Fall bekannt geworden, dürfte unterschwellig ein Thema bleiben.
So ist denn die Welt des Schwingens vielleicht nicht ganz so heil, wie ihre Vertreter das gerne behaupten. Auch sie ist ein Abbild unserer Gesellschaft. Von den Schwingern zu erwarten, stoisch ausserhalb der Zeit und ihrer Strömungen zu bleiben, wäre egoistisch und unfair. Zwar nennen sich der Schwingerverband und sein grosses Fest «eidgenössisch». 1291 aber liegt doch etwas zurück.