Die Dankbarkeit des Moderators gegenüber dem Gast, der die Einladung zum Gespräch angenommen hatte, war geheuchelt. Umgekehrt wäre ehrlich gewesen. Der Inhaber eines Reisebüros hätte sich mit Verbeugung für die Gelegenheit bedanken müssen, sein Geschäft über den grünen Klee zu loben, um neue Kunden zu gewinnen. Und dies während der ganzen Dauer eines zehnminütigen Etwas, das sich wiederum nur geheuchelt als Gespräch oder Interview bezeichnen liesse. Es war ein Geplätscher aus Werbespots, in Gang gehalten von milden und verhaspelten Fragen und aufgezeichnet von einer ungelenk geführten Kamera.
Das private Fernsehen unter der Lupe
In loser Folge nehmen wir einige privater Fernsehstationen in der Schweiz unter die Lupe. Uns interessiert vor allem die journalistische Qualität der Programme und die Frage, wie sich die regional ausgerichteten Anbieter im Vergleich mit ähnlichen SRG-Sendungen behaupten.
Erlesene Höflichkeit
Was sich unter dem Titel "Hüt im Gspröch" dahinschleppte, erschwerte das Eindösen ein einziges Mal, als der Tourismusfachmann die Gefahr von Reisen in kriegs- und krisengeschüttelte oder vom Zika-Virus bedrohte Länder allen Ernstes mit dem Spruch verwischte, nirgendwo könne das Risiko völlig ausgeschlossen werden.
Statt sich mit einem scharfen Einwand zu melden, nickte der Moderator zustimmend und bestätigte damit unwiderlegbar die Auffassung, erlesene Höflichkeit sei das oberste und einzige Gebot seines Berufs.
Der übliche Monolog
Dieser Meinung neigt leider auch der ausgewiesene Publizist Matthias Ackeret zu, der wöchentlich fürs SHF-Programm Christoph Blocher zu aktuellen Statements mit der so berühmten wie berüchtigten monologischen Energie ermuntert. Die Übereinstimmung zwischen dem Antwortauslöser und dem Antwortenden zeigte sich auch in der zwillingshaften Garderobe aus dunklem Anzug, weissem Hemd, rotgetönter Krawatte und offen getragenem Veston.
Blocher durfte ungestört und mit einigen Reverenzerweisen an die Demagogie die Durchsetzungsinitiative volkstümlich in der weichgespülten Version schildern, nämlich als rechtsstaatlich über jeden Zweifel erhabenes Sicherheitspaket, das mit seinen drakonischen Strafandrohungen die Ausländer von kriminellen Taten abbringt und bei allfällig versagenden Sanktionsinstrumenten automatisch für die Ausschaffung in die Herkunftsländer sorgt.
Weit ausholend und ziemlich fahrig äusserte sich Blocher zur chinesischen Übernahme der Syngenta. Auf den Punkt gebracht hätte der Kommentar des Unternehmers durchaus interessieren können. So blieb die Aufmerksamkeit ungebührlich, aber unvermeidlich auf die mit Blumen gefüllte Vase konzentriert, die im Gesprächszimmer seltsamerweise auf dem Boden vor einer Türe stand, deren unzeitige Öffnung in jedem Moment zu befürchten war.
Ereignislos und unverständlich
Die knapp einstündige Montagausgabe geriet SHF alles andere als zu einem Höhepunkt regionaler Berichterstattung. Kurz nach Beginn endeten die "News" und erweckten den Eindruck, Schaffhausen und seine Umgebung lebten mangels Ereignissen im seligsten Frieden. Die hübsche Idee, einheimische Kinder in der Rubrik "Säg emol" die Welt erklären zu lassen, scheiterte an der akustischen Unverständlichkeit.