Die linksliberale Römer Zeitung „La Repubblica“ und der bürgerliche Mailänder „Corriere della sera“ sprechen von einer “Revolution“. Franziskus hat acht Kardinäle ernannt, die ihm helfen sollen, die verkrustete Römische Kurie zu reformieren. Basis-Demokratie im Vatikan? Sicher nicht. Der „Rat der Weisen“ ist eine Art Regierungskabinett, das allerdings nur beratende Funktion hat. Diesem Kabinett gehört keiner der schrecklich reaktionären Kardinäle an. Immerhin. Interessant: Die Italiener wurden ausgebootet, nur einer von ihnen sitzt in der Kommission, die andern stammen aus allen Erdteilen. „Ihr werdet Euch noch wundern!“ So hatte der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff die Wahl von Franziskus kommentiert. In Rom ist eine eigentliche Franziskus-Mania ausgebrochen. Viele erwarten vom neuen Papst grundsätzliche Neuerungen. Doch viele könnten enttäuscht werden. Denn: Alle acht Weisen verfechten die alten katholischen Dogmen – sonst wären sie nicht Kardinäle geworden (und Franziskus nicht Papst). Eine „Revolution“ ist deshalb nicht zu erwarten. Etwas frischer Wind vielleicht. Übrigens: Schon das 2. Vatikanische Konzil hatte ein solch beratendes Gremium vorgesehen. Es wurde nie verwirklicht. Es ist nicht anzunehmen, dass die Weisen die heissen Eisen wie Zölibat, Frauen-Ordination, Empfängnisverhütung oder Homosexualität anpacken. Zwar kracht es laut im vatikanischen Gebälk, es brennt, doch auch Franziskus nimmt sich Zeit. Die erste Sitzung der Acht soll erst am 1. Oktober beginnen. Im Vatikan denkt man eben in den Kategorien der Ewigkeit. (Heiner Hug, Rom)