Im Herbst wurde eine Zusammenarbeit zwischen dem Kunstmuseum Bern und dem Zentrum Paul Klee bekanntgegeben (Journal21 berichtete). Beide Institutionen sollen frühestens ab 2015 unter einem neu zu errichtenden Stiftungsdach eine gemeinsame strategische Führung erhalten. Auf eine Fusion wurde grundsätzlich verzichtet. Im Hinblick auf diese Neuausrichtung muss das erst 2005 in Betrieb genommene Zentrum Paul Klee aus seiner Finanznot befreit werden. In wenigen Wochen ist es nun gelungen, ein Projekt für umfassende Reorganisation und Sanierung vorzulegen. Gemäss dem bernischen Regierungsrat und Kulturminister Bernhard Pulver konnte „eine nachhaltige und ausgewogene Gesamtlösung erarbeitet werden“.
Weder Transparenz noch Effizienz
Unter der Leitung von Projektleiter Marcel Brülhart konnte Klarheit in dem extrem komplexen Konstrukt des ZPK geschaffen werden. Wie sich herausstellte, fehlte es überall an Transparenz. Die Analyse hat beispielsweise ergeben, dass die finanziellen Probleme insbesondere in operativer Hinsicht viel schlimmer sind, als bis anhin angenommen wurde, wie Pulver an einer Medienorientierung betonte. Neben einem beträchtlichen Bilanzfehlbetrag (Ende 2012 knapp 2 Mio. Fr.), zeigte sich auch, dass die bisherigen Strukturen kaum eine effiziente und transparente Führung ermöglichten. Nicht weniger als vier Stiftungen stehen über dem ZPK: die Stiftung Zentrum Paul Klee, zuständig für den Betrieb des Museums, die Maurice und Martha Müller Foundation (MMMF) , Eigentümerin der gesamten Infrastruktur,.die Fondation du Musée des Enfants auprès du Centre Paul Klee (Kindermuseum Creaviva) sowie die Stiftung Sommerakademie. Problematisch erwies sich vor allem die Beziehung der Betriebsstiftung mit der Familienstiftung der Museumsgründer. Letztere hat den von ihr finanzierten, vom italienischen Stararchitekten Renzo Piano errichteten genialen, grosszügig ausgerichteten Museumsbau gratis der Betriebsstiftung überlassen. Mittel für Unterhalt usw. standen keine zur Verfügung. Auch Abschreibungen wurden nie getätigt.
Burgergemeinde als Retterin
Verschiedene Massnahmen wurden inzwischen ergriffen, um einen Ausweg aus der verwirrenden Lage zu finden. Direktor Peter Fischer hat in den letzten zwei Jahren auf verschiedenen Ebenen Einsparungen erzielt. Auch für das laufende Jahr werden schwarze Zahlen ausgewiesen. Die Berner Burgergemeinde konnte als Partnerin einbezogen werden. Sie hat sich verpflichtet die Schuldentilgung von knapp 2 Mio. Franken zu übernehmen. Weiter erklärte sie sich bereit, als Starthilfe für die künftige Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Bern weitere 2 Mio. Fr. zur Verfügung zu stellen. „Ohne das Engagement der Burgergemeinde hätte das ZPK in der jetzigen Form wohl nicht bewahrt werden können“, erklärte der Projektleiter. Die BurgergemeindeVersammlung muss Anfang Sommer noch ihre Zustimmung geben. Ebenso kommt die Sanierungsvorlage noch vor den Grossen Rat des Kantons Bern. Der Kanton ist der grösste Subventionsgeber, streicht aber den bisher erteilten Zusatzkredit von 500 000 Franken.
Neue Probleme stehen an
Das ZPK wird sich aber noch mit etlichen Problemen konfrontiert sehen. So muss In den nächsten Jahren mit beträchtlichen Renovationsarbeiten, Ersatzanschaffungen,
Unterhalt usw. in zweistelligem Millionenbetrag gerechnet werden. Demnächst ist die Liegenschaftssteuer der Stadt Bern fällig, die Subventionen de Kantons und des Bundes werden im Rahmen der Sparmassnahmen gekürzt usw. Insgesamt wird ab 2016 mit einer operativen Unterdeckung von deutlich über einer bis 2 Millionen Franken gerechnet. Weitere Sparmassnahmen sind erforderlich. Projektleiter Marcel Brülhart zeigt sich aber optimistisch. Vor allem in der aufgegleisten Zusammenarbeit mit dem KMB und im Umfang der Drittmittel, sieht er noch Potential gegen oben. Was das Kindermuseum anbelangt, so hat sich die Familie Aebi (die Tochter der Museumsgründer Maurice Müller (Starchirurg) und Martha Müller, bereit erklärt, notfalls mit privaten Mitteln das Creaviva bis 2019 zu finanzieren.
Neue Struktur
Als wichtigen Meilenstein für die Gesamtsanierung und als Garantie für mehr Transparenz und Effizienz erachtet Pulver die Neustrukturierung. Die Stiftungen Zentrum Paul Klee und Maurice und Martha Müller Foundation haben sich ihrerseits auf eine Fusion geeinigt. Wodurch Betriebsabläufe vereinfacht und überschaubarer werden. Für Ueli Sinzig, Präsident des Zentrums Paul Klee, ist klar, dass sich ZPK wieder stärker der Kunst widmen kann. Das neue Jahresprogramm enthält verlockende Ausstellungen. Eine Loslösung von Paul Klee ist jedoch kaum sichtbar. Bekanntes, schon oft Gezeigtes und Gesehenes sind im Vordergrund, was allerdings unmittelbar mit der Geschichte des ZPK verknüpft ist.
Neue Sponsoren
Eine Ausweitung des Angebotes, eine Öffnung der Institution, soll deutlich vorangetrieben werden. ZPK- Direktor Peter Fischer spricht von einer „Auflockerung des Kleekontextes“. So ist er überzeugt, dass fremde Sammlungen im Haus aufgenommen werden könnten, Eben bestünden Möglichkeiten, die Kongresstätigkeit noch zu steigern. Grosse Erwartungen werden auf den Zuzug neuer Sponsoren gesetzt. Vielversprechend sind sicher finanzstarke Partner wie die Schweizer Mobiliar oder der mit Hauptsitz in Genf und weltweit tätige japanischeTabakkonzern JTI. Beide verfügen auch über ein bedeutendes Knowhow im Bereich der Kunstvermittlung. Zu den heutigen Sponsoren zählt die Coop, der Fischer wegen der volkstümlichen Verankerung große Bedeutung zukommt, wie er sich dem Journal21 gegenüber äusserte.