Es ist der intensivste Beschuss seit einem halben Jahr. Am Samstag feuerten militante Palästinenser vom Gaza-Streifen aus 450 Raketen auf israelisches Gebiet. Der Beschuss ging am Sonntag weiter. Das israelische „Iron-Dom-Anti-Missile“-System hat bisher über 200 Geschosse abgefangen.
Israel konterte und griff rund 200 Stellungen im Gaza-Streifen an. Laut palästinensischen Angaben hätten israelische Kampfflugzeuge 150 Angriffe geflogen. Dazu kam ein intensiver Artilleriebeschuss von Artilleriestellungen im südlichen Israel und von israelischen Kriegsschiffen aus. Getroffen wurden laut palästinensischen Quellen auch Moscheen, Läden und Medienbüros. Schwer beschädigt wurde unter anderem das Büro der türkischen Nachrichtenagentur Andalu. Ein Sprecher des türkischen Aussenministeriums bezeichnete den israelischen Vergeltungsschlag als „disproportioniert“.
„Ein sehr hoher Preis“
Al Jazeera zitiert einen israelischen Militärsprecher, der sagt, der Beschuss könne „noch einige Tage dauern“. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte am Sonntag, die Hamas würde „einen sehr hohen Preis“ für den Beschuss bezahlen. Auch Hamas kündigte Vergeltung an.
Auf beiden Seiten gab es Tote. Auf israelischer Seite starben vier Menschen. In Aschkelon starb ein 58-jähriger Mann bei der Explosion einer mit Metallkugeln gefüllten Artilleriegranate. Es ist das erste Mal seit dem Gaza-Krieg 2014, dass Israeli bei palästinensichen Raketenangriffen ums Leben kommen . Auf palästinensischer Seite starben 19 Menschen, unter ihnen befindet sich ein 34-jähriger Hamas-Führer. 70 Palästinenser wurden nach palästinensischen Angaben verletzt.
Palästinensische Kreise rechtfertigen den Beschuss damit, dass Israel Zusagen nicht einhalte. Vor allem der Gütertransport nach Gaza sei weiterhin blockiert.
Israel fürchtet, dass militante Palästinenser den Eurovision Song Contest (ESC) zum Anlass nehmen, Raketen auf Tel Aviv abzuschiessen. Der Song Contest findet vom 14. bis 18. Mai statt. Tausende Besucher werden erwartet. Israel hat rund um Tel Aviv zusätzliche Raketenabwehrsysteme aufgebaut. Die israelische Zeitung Haaretz zitiert einen Palästinenser mit den Worten: „Es kann nicht sein, dass man singt, während wir leiden.“
Im Gaza-Streifen leben rund zwei Millionen Menschen. Nach Angaben der Weltbank beträgt die Arbeitslosigkeit 52 Prozent.
(J21)