Mit Hochdruck werden Zelte und Infrastruktur aufgestellt. Mindestens 6’000 Teilnehmer werden ab morgen im rheinischen Klimacamp in der Nähe des Braunkohleabbaus Garzweiler erwartet, so viele wie nie zuvor. Sogar die Tagesschau berichtete letzte Woche im Schwerpunkt über die Klimabewegung.
Bewegung ist in der Mitte angekommen
Über die Jahre ist, nach dem Erfolg der Anti-AKW Bewegung, ein neues Protestbündnis gegen Kohle entstanden und vereint Menschen aller politischen Ausrichtungen und Alters. Im Camp geht es natürlich etwas linker und jünger daher, aber im Hintergrund sind in der Bewegung die verschiedensten Organisationen aktiv, zum Beispiel in der Schweiz die KlimaSeniorinnen, fossil-free.ch und Klima-Allianz. In Deutschland haben die Klimacamps im Rheinland und der Lausitz eine mehrjährige Tradition. In den Camps gelingt es sich zu vernetzen und neben den Protesten wird ein grosser Schwerpunkt auf Weiterbildung gelegt. „Die Anti-Braunkohle-Proteste sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, kommentiert die Pressesprecherin des Camps Janna Aljets.
Sicher und friedlich
Die Medien berichten verhalten über die Grossaktion und oft wird das Augenmerk auf potentielle Gewaltausbrüche gelegt. Die Organisatoren des Camps betonen deshalb auch die langjährige Friedenskultur der Anti-Kohlebewegung und suchen den Kontakt zur lokalen Bevölkerung und den Behörden.
Lokale und globale Auswirkungen
Neben den schrecklichen lokalen Auswirkungen, wie zum Beispiel der Vernichtung von ganzen Dörfern, Wäldern, Quecksilber- und Staubbelastung, will das Camp besonders auf die weltweite Ungerechtigkeit des Klimawandels hinweisen. Der Klimawandel betrifft zwar alle Menschen und zeigt auch in Deutschland und der Schweiz schon deutliche Auswirkungen, aber oft werden gerade arme Länder, die selber nur sehr wenig zum CO2-Ausstoss beitragen, besonders in Mitleidenschaft gezogen. Für Janna Aljets bedeutet dies: „Diese Unterstützung ist gleichzeitig eine Mahnung: Wenn wir in Deutschland nicht sofort aus der Kohle aussteigen, riskieren wir die Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen im globalen Süden.“
Paris umsetzen
Die Klimaverhandlungen in Paris haben gezeigt, dass alle Länder anerkennen, dass Klimaschutz wichtig ist und die Erwärmung unter zwei Grad bleiben sollte. Laut Wissenschaftlern reichen die zugesagten Massnahmen dafür allerdings nicht aus. Wie man am verschleppten Kohleausstieg und dem Agieren der deutschen Regierung im Dieselskandal sieht, werden ausserdem die beschlossenen Massnahmen nur zögerlich angepackt.
Effizienter Klimaschutz
Das Klimacamp will die Regierung und Bevölkerung erinnern, wie wichtig Klimaschutz ist und dass Braunkohle schnell ersetzt werden könnte. Die Chancen stehen nicht schlecht, da Kohle in der allgemeinen Bevölkerung keinen grossen Rückhalt geniesst und mit Solar-, Wind- und Wasserkraftwerken gute und günstige Alternativen zur Verfügung stehen, die zügig vorangetrieben werden könnten und neben der Klimafreundlichkeit lokal Wertschöpfung bieten.