Nach der prinzlichen Hochzeit in Schweden vom vergangenen Samstag gerät eine Millionen-Community von Royal-Fans auf Entzug.
Keine königlichen Hochzeiten mehr, die stundenlang auf vielen Kanälen live übertragen werden. Keine Diademe zu bestaunen, keine mehr oder weniger eleganten Roben, keine Tränen, keine Küsse auf keinem Balkon. Ist dieses Vakuum zu ertragen? Die Schweden haben nun keine prinzliche Hochzeit mehr vor, bis die winzige Erbprinzessin Estelle dazu bereit ist.
Künftige Kronprinzessinnen
Auch in den anderen Königshäusern wachsen die potentiellen TV-Hochzeitsstars erst heran. Es darf gewettet werden, dass die Monarchien noch aktiv sein werden, wenn die Sprösslinge heiratswillig sind, aber das dauert.
In Europa gibt es mit ganz wenigen Ausnahmen wie Grossbritannien nur künftige Kronprinzessinnen, und die heute noch so jugendlich wirkenden Eltern, die gemischt royal-bürgerlichen Kronprinzenpaare, werden bei der nächsten Royal-Hochzeit längst leicht gealterte Königspaare sein.
Stillschweigen oder Vermarktung
Natürlich gibt es, etwa in Deutschland, noch Adelshäuser mit heiratsfähiger Sprösslingen, die ihre Titel eigentlich gar nicht mehr tragen dürften, nur als Teil des Familiennamens, es aber dennoch in voller Länge tun, den Gesellschafts-Magazinen und den Klatschspalten zuliebe. Aber ihre Hochzeiten werden nicht live übertragen, sie sind den Tageschauen jeweils höchstens eine halbe Minute wert, sie liefern vielleicht noch ein Bildchen in den Online- und den Printmedien.
Aus Frankreichs «Königshaus» ist nichts dergleichen zu hören, aus dem italienischen eher Merkwürdiges, aus Österreich (tu felix Austria nube) diesbezüglich sehr wenig. Und nicht auszudenken, dass die Prinzen und Prinzessinnen des diskreten Fürstenhauses jener von und zu Liechtenstein dereinst stundenlang live über die TV-Schirme flimmern könnten, getraut vom umfangreichen, Ländle-eigenen Erzbischof Haas. Die von Monaco, Abkömmlinge eines nicht besonders alten Raubrittergeschlechts, haben die mediale und kommerzielle Vermarktung ihrer heiteren Hoheiten («Altesses sereines») eher erkannt und auch eher nötig, wobei die ehelichen Verhältnisse der gegenwärtigen Generation nicht recht durch- und einsichtig waren oder sind.
Royaler Retter Harry
Doch es gibt einen Lichtblick, eine Oase in der nachher drohenden wasser- und fernsehlosen Royal-Wüste von 20 Jahren: Prinz Harry von Grossbritannien, das «Ersatzteil», wie seine Mutter Diana ihn nannte. Egal, wer wirklich sein Vater ist: Harry ist ein echter Royal, Mitglied der wichtigsten königlichen Familie Europas. Auf Harry konzentrieren sich nun die Hoffnungen und flehentlichen Wünsche der Royal-Fans, denen die königlichen Hochzeiten bitterlich fehlen werden.
Bisher gibt es leider keine Anzeichen, dass Harry den Gang in eine der Londoner Kathedralen antreten will. Seine Freundinnen sind sogar im entsprechenden Kummer gewohnten britischen Königshaus meist nicht genehm, selbst wenn sie ausnahmsweise adelig sind.
Die halbe Scweiz vor dem Fernseher
Bliebe zu fragen, weshalb die halbe - weibliche - Schweiz vor dem TV-Apparat sitzt, wenn eine royale Hochzeit über die Bühne geht. Oder weshalb sich die Schweizer Magazine am Kiosk besser verkaufen, wenn ein bekannter Royal die Titelseite schmückt. Der sicherste Wert ist hier die Queen, möge sie mindestens so alt werden wie ihre Mutter. Kommt es daher, dass die Schweiz nie ein Königshaus hatte, zwar sehr stolz darauf ist, aber gerne die gesamten Versatzstücke gehabt hätte, Kronjuwelen und Schlösser inklusive? Schlösser haben wir ja schon, oftmals aber gehörten sie mal den Vögten oder «mehrbesseren» Familien, die alles andere als königlich waren und sind.
Die Schweiz hat einige ihrer schönen Töchter als Kronprinzessinnen ins Ausland exportiert, vom Grossherzogtum Luxemburg bis ins Sultanat Brunei. Aber der berühmteste Adelige der Schweiz ist und bleibt sicherlich für alle Zeiten der Attinghausen aus Schillders «Wilhelm Tell». Es geht also nicht anders für die Schweizer Royal-Fans, die nicht auf wenigstens noch eine TV-Hochzeit verzichten mögen: Prinz Harry muss heiraten.