Sind gedruckte Zeitungen nicht ein Unsinn? Redaktionsschluss ist abends um zehn oder elf. Sie lesen die Zeitung am nächsten Morgen. In der Zwischenzeit können Welten zusammengebrochen sein. Das erfahren Sie in der Zeitung nicht. Zeitungen sind immer alt, immer überholt. Wenn Sie aber das Internet aufschalten, sind Sie auf dem neuesten Stand. Dort gibt es keinen Redaktionsschluss. Man sagt, das Internet sei gut für News, aber nicht für Analysen. Doch man findet im Netz die geistreichsten Analysen. - Gedruckte Zeitungen sind teuer. Es braucht teure Druckmaschinen, Papier, Verträger. Im Internet braucht es das nicht. Viele Kosten, die Zeitungen verursachen, sind nicht redaktionelle Kosten, sondern Kosten für Produktion und Verteilung. Diese Gelder könnten gescheiter eingesetzt werden: für Recherchen. – Manche Verleger werden strampeln, sich Mut machen. Ihre Zeitungen werden dann dennoch sterben oder nur noch im Netz publiziert. „Wir fahren auch nicht mehr mit Postkutschen durchs Land“, sagt ein bekannter Medienprofessor. Aber Zeitungsredaktionen muss es weiterhin geben. Es braucht Journalisten, die den Stoff beschaffen, ihn gewichten und kommentieren. Doch publiziert wird ihr Produkt nicht als Print, sondern im Netz. Dort schaffen Redaktionen ein Label, einen Brand, zu dem das Publikum vertrauen hat. Solche „Brands“ sind wichtig, sonst verliert man sich im Internetdschungel. – Viele Zeitungen werden dann im Netz eine Paywall errichten. Doch die gedruckten Gratiszeitungen werden gratis bleiben. Aber sind das Zeitungen? Sie sind Beschäftigungstherapie für Tram, Bus und Zug. (Heiner Hug)