Nach der ziemlich missglückten Klimakonferenz von Madrid wäre ein Plan B nötig – aber subito.
Plan A: Klimaneutral wollen viele Staaten, ja eigentlich die ganze Welt werden: C02-neutral, netto null CO2-Ausstoss bis 2050. Die Erde soll sich bis dann um nicht mehr als 1,5 Grad erwärmen, besser noch nur bis maximal 1 Grad. Dieses Ziel wurde am Monster-Umweltgipfel von Madrid auch nicht bestritten. Denn «es gibt keinen Plan B zur Stabilisierung des Klimas», sagen Politiker, Klimawissenschaftler sowie Experten der Umweltorganisationen und der Uno.
Eigentlich falsch, sagen andere Wissenschaftler und Forscher, deren Meinung jedoch vom Gros der «Netto-null-CO2-bis-2050»-Anhänger negiert wird. Es brauche einen Plan B, falls mit der angestrebten Reduzierung der umweltschädlichen Gase wie CO2, Methan, Lachgas etc. die weitere Erwärmung der Erde nicht gestoppt werden kann. Wenn die grossen Schadstoff-Emittenten wie China, Indien, die USA, Australien und andere den Ausstoss ihrer Klimaschadstoffe nicht im nötigen Masse reduzieren wollen oder können, erwärmt sich das Klima möglicherweise weiter um zwei, drei, vier Grad. Dies nicht schlagartig auf 2050, sondern früher, ganz langsam aber stetig.
Das wäre der Plan B
Deshalb braucht es unter Leitung der Uno, international tätiger NGOs, grosser Staaten oder anderer, neu zu gründender Organisationen einen Plan B. Und zwar müsste der bald, parallel zu den aktuellen Anstrengungen an die Hand genommen werden. Denn wenn die Regierungen, Politiker, Wissenschaftler und Umweltorganisationen so etwa 2030 oder auch etwas später erkennen müssen, die Erderwärmung ist so bald nicht zu stoppen und folglich auch nicht der Anstieg der Meeresspiegel. Dann wäre es für einen Start von Plan B zu spät, denn dieser wäre zeitaufwendig, wissenschaftlich und technisch höchst anspruchsvoll, ein Jahrhundertwerk: Ein Kampf gegen die Folgen der Erderwärmung mittels Technik, Beton, Stahl, Sand, Kies und ingeniöser Innovation. Damit müsste gemäss Plan B der Bevölkerung der Pazifik-Inseln wie Tuvalu und vielen anderen rasch geholfen werden, Bleibehilfe geboten werden. Vor allem auch den zahlreichen Atollen der Malediven, der Fidschiinseln und anderer in Mikronesien, deren Süsswasserversorgung zusammenbricht, wenn Salzwasser sie überflutet. Zudem macht Meerwasser die Böden unfruchtbar.
Hilfe à la Niederlande
Delta-Werke, wie sie die Holländer seit 50 Jahren haben, die vor Überflutungen schützen, die jetzt erneuert und ausgebaut werden sollen, damit die Niederländer auch ab 2030 und später sicher sind.
Solche Delta-Werke müssten die erwähnten Inseln und auch die gefährdeten Südsee-Inselstrände schützen. Denn gefährdet wären auch touristische Trauminseln wie Tahiti, Raiatea, Tetiaroa und Bora Bora in französisch Polinesien.
Und ebenso die wegen dem Meeresspiegelanstieg gefährdeten Millionenstädte wie (gemäss einer Studie der WWF-Umweltstiftungen) Dhaka in Bangladesch, Manila auf den Philippinen, Jakarta in Indonesien, Kalkuta in Indien, wie auch Strände und bewohnte Gebiete in Afrika und auf dem amerikanischen Kontinent, aber auch in Europa, etwa vor Portugal, Venedig und anderswo.
Allerdings dürften die Delta-Werke à la Holland nicht genügen. Wo Strände infolge steigender Meeresspiegel immer schmäler würden, müssten diese mit riesigen Mengen Sand und Kies vor weiterer Schrumpfung bewahrt werden. Kies und Wüstensand, die mit einer Armada riesiger Schiffe, auch mit umgebauten ausgedienten Kriegsschiffen (nicht mit Schweröl betrieben!), herangebracht werden müssten. Zugegeben, ein Herkulesunternehmen, wie es dies auf der Erde noch nie gab.
Schutz vor Tornados
Weil gerade auch diese Gebiete, Küsten und Städte in Asien vermehrt von zerstörerischen Sturmwinden bedroht sind, müsste laut Klimaplan B auch die Verstärkung der unzähligen Leichtbauhäuser und -hütten angegangen werden. Statt Wellblech, Holz und Lehm neu Beton und Stahl. Zudem sollten in den infolge Erderwärmung vermehrt von Stürmen und Zyklonen heimgesuchten Gebieten die Stromleitungen von den billigen Holzmasten herunter in die Erde verlegt werden.
Effektivere Bekämpfung von Waldbränden
Integriert in Plan B müssten zudem die bei weiterer Klimaerwärmung und Dürreperioden am meisten von Wald- und Buschbränden bedrohten Gebiete in Australien, Kalifornien, Brasilien, Portugal, um nur einige zu erwähnen. Zu diesen Brand-Hotspots müssten vom Meer oder einem nächstgelegenen See aus Hochdruck-Pipelines mit kilometerlangen Abzweigungen vor Ort in alle Richtungen gelegt werden, um den Brandbekämpfern ein wirkungsvolleres Löschinstrument zu geben. Kürzliche TV-Bilder aus Australien und Kalifornien, wie Feuerwehrleute mit besseren Gartenschläuchen Wasser aus Tankfahrzeugen verspritzten, wirkten echt hilflos.
Mit Jumbos gegen Flächenbrände
Zudem müssten laut Plan B wirkungsstärkere Löschflugzeuge zum Einsatz kommen, als es die heute meist verwendeten Helikopter mit verhältnismässig kleinen Wassersäcken und die meist kleinen propellergetriebenen Löschflugzeuge sind. Optimal im Plan B wäre eine etwa in den USA stationierte und unterhaltene Flotte von auch nachtflugtauglichen Löschmaschinen der Grösse einer Boeing 747 Jumbo-Jet mit gewaltigen Löschwassertanks. Eine Einsatzflotte von vielleicht fünfzig Maschinen, die von jedem Land angefordert werden könnte. Geeignet wären auch die riesigen Antonow An-22 aus Russland, weil mit Turbotrop-Antrieb etwas langsamer operierbar als ein Jumbo-Jet.
Wer soll das bezahlen?
Sicher, eine Realisierung von Plan B, falls Klimaplan A mit der Maximal-Klimaerwärmung von 1,5 bis 2 Grad nicht funktionieren sollte, wäre unglaublich teuer. Die vom steigenden Meeresspiegel und von vermehrten Stürmen bedrohten Staaten in Asien, Afrika und Südamerika könnten die wie oben beschriebenen Flut-Schutzmassnahmen nicht finanzieren. Enorm teuer wäre zudem der Bau von von teils extrem langen Wald- und Buschbrand-Pipelines sowie die Flotte effektiver Löschflugzeuge.
Das alles wäre so teuer, dass es wohl weder die Weltbank, noch Entwicklungsbanken, die EZB oder die UNO stemmen könnten. Deshalb dürfte Plan B, der mit Technik, Innovation, Ingenieuren, Technikern und Berufsleuten statt mit Politikern, Wissenschaftlern, Professoren und Aktivisten auf der Strasse gegen die Folgen der Klimaerwärmung angehen würde, wohl nie oder zu spät in Erwägung gezogen werden.
Die Weltgemeinschaft setzt darauf, dass der Plan A «netto null CO2 bis 2050» funktioniert und die Erderwärmung nicht über 1,5 Grad ansteigt – ohne Beton, Stahl und Sand, aber mit neuen Vorschriften, Verboten, Gesetzen, realistischen Preisen für den Handel mit CO2-Zertifikaten, Wind- und Solarenergie, höheren Preisen für Treibstoffe und Flugtickets, Schwerölverbot für die Hochseeschifffahrt, Verbrennermotoren-Verbot bis 2050, Elektromobilität, Temporeduktionen auf Autobahnen, Aufforstung neuer Wälder etc. bis hin zu veränderter Ernährung der Kühe, um deren Methanausstoss zu verringern.
Doch eine Chance für Plan B
Im Jahr 2018 gaben die Staaten der Welt 1822 Milliarden US-Dollar für die Rüstung, fürs Militär aus. Könnten sie sich unter dem Druck der Klimaprobleme dereinst einigen, diese Ausgaben zu halbieren und eine Hälfte für Plan B zu reservieren, und könnte sich beispielsweise Norwegen entscheiden, aus seinem vorwiegend von Erdöl- und Gasverkäufen gespiesenen Staatsfonds, der mittlerweile die fast unvorstellbare Summe von 1000 Milliarden US-Dollar wert ist, 100 Milliarden in Plan B zu stecken, wäre eine Finanzierung möglich.
Aber auch das ist wohl bloss EINE VISION.