Iran ist bereit, das Konzept des bei Arak im Bau befindlichen Schwerwasserreaktors grundlegend abzuändern. Damit ist ein grosser Stein aus dem Weg zu einem internationalen Abkommen geräumt. Gleichzeit gab die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien bekannt, dass Iran drei Viertel seines auf 20 Prozent Uran-235 angereicherten Spaltmaterials entweder auf fünf Prozent verdünnt oder in Uranoxid umgewandelt hat, das sich nur zur Herstellung von Reaktorbrennstäben eignet.
Die während der Osterfeiertage verlautbarten Zugeständnisse Teherans bedeuten einen Durchbruch bei den Verhandlungen zwischen Iran und der 5+1-Gruppe, die aus den fünf ständigen Mitgliedern des Weltsicherheitsrats (USA, Russland, Frankreich, Grossbritannien und China) sowie Deutschland besteht. Die Eckdaten eines umfassenden Abkommens waren zwar schon im November in Genf abgesteckt worden, doch bei der Festlegung der Einzelheiten traten beträchtliche Differenzen zutage.
Arak wird nicht in Betrieb genommen
Die Iraner willigten in Genf ein, den umstrittenen Reaktor von Arak bis auf weiteres nicht in Betrieb zu nehmen und den Inspektoren der IAEO regelmässige Besuche der Baustelle zu erlauben. Von einer Stilllegung der Arbeiten an dem Atommeiler und an einer benachbarten Fabrik zur Erzeugung von schwerem Wasser wollten sie aber nichts wissen. Das Problem mit dem Schwerwasserreaktor – einem seit Jahrzehnten geächteten Typ – liegt darin, dass er grössere Mengen Plutonium absondert. Dieses in der Natur nicht vorkommende Element kann zu waffenfähigem Spaltmaterial aufbereitet werden. Die 5+1-Gruppe verlangte daher, anstelle des ursprünglichen Modells einen modernen Leichtwasserreaktor zu erstellen, der einzig zur Stromerzeugung dient.
Die Iraner lehnten diese Forderung wegen der hohen Kosten eines kompletten Neubaus ab. Ausserdem würden sie den Reaktor zur Gewinnung von Radioisotopen benötigen, mit denen Krebspatienten bestrahlt werden. Das letztere Argument leuchtet nicht ein, weil der bereits vor Jahrzehnten in Betrieb genommene Versuchsreaktor in Teheran dem gleichen Zweck dient.
Nicht genug für eine Bombe
Der iranischen Vizepräsident und Leiter der nationalen Atomenergie-Organisation Ali Akbar Salehi bietet jetzt an, das „Herz“ des 40-Megawatt-Reaktors neu zu konzipieren, was die Bauarbeiten um drei Jahre verlängern würde. Beim umgewandelten Modell würde nur ein Fünftel der ursprünglich kalkulierten Menge Plutonium abfallen. Für den Bau einer Atombombe würde das nicht reichen. Als Reaktorbrennstoff sei statt Uranoxid leicht angereichertes Natururan vorgesehen, wie bei den üblichen Kernkraftwerken.
Auch bei der Beseitigung der fast 200 Kilo auf 20 Prozent angereicherten Urans hält sich die iranische Regierung an den im November in Genf vereinbarten Fahrplan. Ein vertraulicher Bericht der IAEO bestätigt, dass bisher mehr als 50 Kilo in Uranoxid umgewandelt wurden. Es ist technisch äusserst schwierig, diese Prozedur wieder rückgängig zu machen. 100 Kilo des auf 20 Prozent angereicherten Urans wurden auf fünf Prozent U-235-Gehalt verdünnt. Natururan enthält nur 0,7 Prozent des für eine Kernspaltung nötigen Isotops U-235, das in einem langwierigen Verfahren in Gaszentrifugen vom nutzlosen U-238 getrennt wird.
Ein Abkommen bis zum 20. Juli?
Die an den Verhandlungen über das iranische Nuklearprogramm beteiligten Staaten hoffen, wie vereinbart bis zum 20. Juli ein Abkommen fertig zu stellen. Die nächste Runde wird am 13. Mai in Wien über die Bühne gehen. Der Streit zwischen und Russland und dem Westen um die Ukraine hat keine Auswirkungen auf den erhofften Iran-Deal. Der russische Chefunterhändler Sergej Rjabkow erklärte Mitte April, sein Land führe die Nuklearverhandlungen „nicht, um den Amerikanern oder den Iranern zu gefallen, sondern weil eine Lösung im nationalen Interesse Russlands liegt“.