Sommerzeit. Gute Zeit, um Museen aufzusuchen, Bilder anzuschauen in kühlen Räumen. Und vielleicht ein bisschen nachzudenken, was aus den Museen wird. Da kommen einem zuerst all die spektakulären Neubauten in den Sinn, die man besucht oder von denen man gelesen hat, die Bauten von Renzo Piano zum Beispiel, der sein neues Whitney Museum in New York einer „reichhaltigen Bouillabaisse“ vergleicht oder das Gehry-Museum im Pariser Bois de Boulogne, das Besucher an ein Schiff mit geblähten Segeln erinnert.
Die neuen Museen sind selber so etwas wie Kunstwerke. Man erinnert sich an Marshall McLuhan und sein Motto: das Medium ist die Botschaft. Drinnen im Museum ist man mit dem schon fast verzweifelt anmutenden Bemühen der Verantwortlichen konfrontiert, ihre Institution samt den Bildern unter die Leute zu bringen, Aufmerksamkeit zu finden, zu vermarkten, was sich vermarkten lässt.
Und noch tiefer drinnen, in den Sälen, vor den Bildern, findet man dann die neuen Besucherinnen und Besucher. Sie scheinen Augen im Hinterkopf zu haben, stehen sie doch mit dem Rücken zum Bild, halten ihre entsicherten Smartphones mit ausgestreckten Händen vor sich und drücken ab. Kunst-Selfies. Man will nur indirekt sehen, was da hängt an den Wänden, man will mit dem Aufgehängten gesehen werden. Deshalb geht man ins Museum. Das digitale Abbild vom Bild an der Wand, leicht zu haben, billig, erobert sein Publikum.
Aber – und das sind die schönen Widersprüche – viele Museen verzeichnen Besucherzuwachs. Widmen sie einem populären Grossmeister eine Ausstellung, stehen die Besucher Schlange vor dem Eingang. Das Original hat und behält seine Magie. Man will es „sehen“ – auch wenn man es gar nicht mehr wirklich anschaut.