Rezepte zur Sicherung gibt es zahlreiche. Von Erhöhung des Rentenalters, Beitragserhöhungen, Rentenkürzungen ist die Rede. Kaum gesprochen wird über eine Massnahme, welche wenig kostet, aber viel brächte: der frühere Einstieg in die berufliche Vorsorge.
Die Probleme unserer Altersvorsorge sind längst bekannt. Die AHV wird bald aus dem finanziellen Gleichgewicht geraten wegen der demographischen Entwicklung. Wir haben zu wenig Junge, welche die Renten der Aelteren bezahlen. Wie die Finanzierungslücke von jährlich 4,5 Milliarden Franken ab 2020 gedeckt werden soll, wird politisch zu entscheiden sein. Wahrscheinlich ist ein Mix aus Erhöhung der Beiträge oder der Mehrwertsteuer, des Rentenalters sowie eventuell sogar einer massvollen Senkung der Renten notwendig.
Die Deckungslücken der beruflichen Vorsorge werden verursacht durch einen zu hohen Umwandlungssatz, sprich zu hohe Renten. Es kann an Beispielen belegt werden, dass die Renten aus der 2. Säule 20 % zu hoch sind. Das Schweizer Volk wollte es so in der Abstimmung vor zwei Jahren. Der politische Wille war klar. Trotzdem: das Faktum bleibt. Die zu hohen Renten müssen von der aktiven Bevölkerung mitfinanziert werden. Und dies, obwohl die berufliche Vorsorge –im Gegensatz zur AHV- nach dem Kapitaldeckungsverfahren funktioniert. D.h. die Versicherten sollten eigentlich nur auf ihr eigenes Konto einzahlen, das ihnen dann ab 65 Jahren als Altersrente oder-kapital dient. Nun, just die erwähnte Abstimmung zeigt, dass tiefere Renten politisch keine Chance haben. Dasselbe Schicksal dürfte einer Rentenalter- oder Beitragserhöhung beschieden sein.
Neuer Ansatz bei der beruflichen Vorsorge
Nun gibt es aber einen Lösungsansatz, der zwar nicht alle Probleme der zweiten Säule löst, sie aber zumindest etwas verkleinern kann: den früheren Einstieg in die 2. Säule. Warum? Heute ist der arbeitende Mensch erst ab dem 25. Altersjahr verpflichtet, Beiträge für die berufliche Vorsorge zu leisten – im Gegensatz zur AHV, für die ab 18 bezahlt werden muss.
100 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000
Was würden 5 Jahre frühere Prämieneinzahlungen für die einzelnen Versicherten bringen ? Sind das nicht Peanuts? Nein, ganz und gar nicht, wegen des Zinseszinseffekts. Spektakulär ist das konstruierte Beispiel von Professor Alex Keel: Hätte Josef im Geburtsjahr Jesu Christi 1 Franken auf die Bank gebracht und wäre diese Einlage zum Zinssatz von 4 Prozent (was allerdings in der aktuellen Situation zu hoch ist) seitdem verzinst worden, würde das Vermögen heute einen Wert in Höhe von Fr. 1 mit 38 Nullen, also Fr. 100 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 betragen. Auch bei weit geringeren Zinsätzen würde eine völlig unvorstellbare Grösse erreicht.
Nun wird natürlich niemand so alt; werden wir deshalb realistisch:
Wenn z.B. 10‘000 Franken –einmalig- während 40 Jahren angelegt sind, kann aus Zins und Ertragsüberschüssen bei einer Rendite von 7 % im Pensionsalter eine jährliche Rente von über 5‘000 Franken resultieren – und dies lebenslang. Gewiss, diese Rendite ist hoch, sie entsprach dem Pictet-Index in den 90-iger Jahren. Aber auch bei einer wesentlich kleineren Rendite ist der Zinseszins-Effekt mit den Jahren enorm, weit höher als gefühlsmässig angenommen.
Der – neben Arbeitnehmer-und geber- sogenannte dritte Beitragszahler, der Zinseszinseffekt und die Beteiligung an Ueberschüssen, ist sehr potent.
Die Pensionskasse von Roche
Nun haben dies einige Pensionskassen gemerkt. Wie ich der Zeitung „Der Bund“ vom 23. Januar entnehme z.B. die Pensionskasse von Roche. Der Stiftungsrat hat die Eintrittslimite von 25 auf 20 Jahre gesenkt. Den jungen Angestellten werden seit Beginn dieses Jahres 3,5 % ihres Gehaltes für ihre zweite Säule abgezogen. Der Arbeitgeber zahlt (freiwillig) den doppelten Betrag. Bis zum Alter 25 summieren sich auf diese Weise durchschnittlich rund 14‘400 Franken mehr auf dem individuellen Vorsorgekonto. Diese zusätzlichen 3,5 % tun vermutlich dem einzelnen Versicherten nicht weh. Wenn er oder sie aber ab 65 die Rente bezieht, wird diese aber um mehr als 7‘000 Franken pro Jahr höher sein, lebenslang. Auch bei mässiger Kapitalrendite.
Gemerkt hat dies nun kürzlich auch der Bundesrat, nachdem er auf meine früheren Vorschläge stets negativ reagiert hat. In seinem „Bericht zuhanden der Bundesversammlung über die Zukunft der zweiten Säule“ führt er die Option Senkung des Einstiegs in die Pensionskasse auf 20 Jahre als ernstzunehmender Lösungsansatz auf. Endlich!!