Es gibt Momente in der Politik, da wirkt diese Politik nur noch kurios. Wo es eben noch um Sein oder Nichtsein ging, gibt es jetzt etwas, das unfreiwillig komisch anmutet. So geschehen am vergangenen Freitag in Brüssel, als sich die englische Premierministerin Theresa May und EU-Komissionspräsident Jean-Claude Juncker, sichtbar für viele, in die Haare gerieten. Nun ist ja der uns täglich verabreichte, erklärte oder verunklärte Brexit an sich längst eine skurrile Angelegenheit geworden, spekulatives Lieblingsobjekt professioneller Meinungsmacher, die bis zum Geht-nicht-mehr am Prozess mit ungewissem Ausgang herumrätseln. In Brüssel wurde am Freitagabend von den zwei Brexit-Hauptakteuren noch eins draufgesetzt. Er habe gesagt, sie sei „nebulous“ gewesen, schnarrte May Juncker an und der wiegelte nervös ab. Lippenleser (eine neue journalistische Disziplin) bestätigten den kurzen Streit. Und tatsächlich hatte der an einem Geduldsdefizit laborierende Juncker an einer Pressekonferenz die Brexit-Debatte als „manchmal nebulös“ bezeichnet.
Bekommt die grosse Politik gelegentlich ein klein bisschen Unterhaltungswert, wird sie skurril, unfreiwillig komisch, dann entblösst sie sich auch, verliert ihren trügerischen Schein und dokumentiert jenseits allen Wortgepränges eine bescheidene, dürftige Wirklichkeit. Ein wildes Stochern im Nebel, so kann einem das Reden um den Brexit, der von jedem der Hauptbetroffenen anders interpretiert wird, manchmal vorkommen. Undurchsichtig, ungewiss schwebt dieser britische Nebel über den Häuptern derjenigen, die ihn greifen – oder nicht haben – wollen und niemand weiss, was er dereinst gebären wird.