-Wie war’s auf dem Mond?, fragte der Mantel.
-Ich bin nicht hingegangen. Es regnet, antwortete die Mütze.
-Hättest halt einen Schirm nehmen müssen, sagte der Mantel.
-Ich reise nicht gern mit Gepäck, entgegnete die Mütze.
-Du solltest Taschen haben, sagte der Mantel. Wenn ich reise, stecke ich mein Gepäck in die Taschen.
-Ach du und deine Taschen, sagte die Mütze. Was nützt mir ein Schirm in der Tasche, wenn es regnet?
Der Hut nickte zustimmend. Er war mit der Mütze befreundet, und beide konnten den Mantel nicht leiden.
-Ich gehe eben nicht fort, wenn es regnet, sagte der Mantel.
-Die Mütze ja eben auch nicht, sagte der Hut.
-Streite dich nicht mit diesem albernen Kerl! sagte die Mütze zum Hut. Lass uns lieber spielen! Du bist Rotkäppchen, ich bin der Wolf. Fang an: Ei, Großmutter...
-Ei, Großmutter, fistelte der Hut, was hast du für große Ohren?
Der Mantel gab keine Ruhe:
-Ich habe einen Onkel, sagte er, der ist auf dem Mond gewesen. Es gefiel ihm dort gar nicht. Es war ihm zu kalt. Er hat schrecklich gefroren.
-Gefroren! rief die Mütze aus. Auf dem Mond gefroren! Hörst du das? sagte sie zum Hut. Dann wieder zum Mantel gewendet: Auf dem Mond friert man nicht, auf dem Mond ist es heiss. Heisser als in einem Bratofen.
-Bist Du auf dem Mond gewesen, oder war mein Onkel dort? fragte schnippisch der Mantel. Nie habe er so gefroren wie dort, sagte mein Onkel, als er zurückkam. Schrecklich gefroren. Sogar die Blumen seien dort aus Eis. Richtige Blumen: rote, gelbe, blaue - aber eben, alle aus Eis. Das sei schön gewesen, sagte mein Onkel, aber eben, schrecklich kalt. Nicht zum Aushalten, so kalt. Deshalb kam er zurück und ist nie wieder hingegangen.
-Hör nicht auf das Gequassel! sagte die Mütze zum Hut. Lass uns spielen! Du bist Rotkäppchen. Fang an!
-Ei Großmutter, was hast du für große Ohren! fistelte der Hut.
-Nachher, so fuhr der Mantel unbekümmert fort, nachher ist er nach Amerika gegangen, mein Onkel. Dort hat er geheiratet. Das hätte er nicht tun sollen. Er hat nie wieder reisen dürfen. Die Frau ließ ihn nicht fort. Dabei ist er so gerne gereist. Er kennt alle Länder der Welt. Jetzt lässt ihn die Frau nicht weg von zuhause. Keinen Schritt. Erst recht nicht auf den Mond.
-Dorthin will er ja auch gar nicht mehr, sagte bissig die Mütze.
Der Hut kicherte höhnisch und wiederholte:
-Ja, dorthin will er ja auch gar nicht mehr.
-Ach, sagte der Mantel, dass er nicht wieder auf den Mond wolle, das sagte er doch bloss. Er würde bestimmt wieder hingehen, aber seine Frau lässt ihn nicht. Ihm macht doch das Frieren nichts aus.
Der Hut setzte erneut zum Spiel an:
-Ei Grossmutter, was hast du für große Ohren!
Doch der Mantel liess nicht nach:
-Übrigens bin ich selber einmal fast auf den Mond gereist. Das ist noch gar nicht lange her. Aber es war mir zu heiss. Es war im August. Die Sonne brannte. Keine Reisezeit für einen Mantel.
-Geh heute hin! sagte die Mütze. Heute ist das richtige Wetter für dich.
Der Hut stimmte zu:
-Ja. Heute ist das richtige Wetter für Dich.
-Ach, sagte der Mantel, man kann nicht immer fortgehen.
-Nicht immer fortgehen! rief die Mütze aus. Du gehst überhaupt nie fort.
-Ich – nie fort? entgegnete zornig der Mantel. Ich gehe häufig fort.
-Wann warst du fort? schnippte die Mütze.
-Häufig!, erwiderte der Mantel.
-Quatsch!, höhnte die Mütze. Du gehst nie fort, Stubenhocker.
-Das ist gelogen, kreischte der Mantel.
-Dann sag mal, wo du gestern oder vorgestern gewesen bist, warf der Hut ein.
-Wo ich gewesen bin? Das geht Euch doch nichts an, ihr Zwerge.
-Du Fettwanst!, sagte die Mütze, machst dich hier breit im Schrank und nimmst allen Platz weg.
-Also so was! schnaubte der Mantel. Was glaubt ihr eigentlich, ihr Zwerge!
-Komm, lass uns spielen! sagte der Hut zur Mütze. Gib dich nicht mit dem Fettwanst ab!
-Ei, Grossmutter, was hast du für große Ohren.
-Ein Unverschämtheit ist das, zeterte der Mantel. Dieser Ton! Was erlaubt ihr euch eigentlich? Das brauch ich mir doch nicht bieten zu lassen von euch Zwergen.
-Fettwanst! rief ihm die Mütze zu.
-Aufgeblasener Kerl , schrie der Hut.
Draussen vertrieb ein Wind die Wolken. Die Sonne trat hervor, doch die im Schrank sahen sie nicht und stritten weiter.