Baselworld 2014
An der gegenwärtig in Basel stattfindenden Weltmesse für Uhren und Schmuck (bis 3. April) werden etwa 100 000 Besucherinnen und Besucher aus fast allen Ländern der Welt erwartet. 1400 Aussteller zeigen die neuesten Produkte. Der „Spazierweg“ durch den Messekomplex führt über 30 Kilometer Gehwege. Die Messe ist eine unumgehbare Plattform für alles was in der Branche Rang und Namen hat. Die Veranstaltung ist zu einem Event der Superlative geworden. Auffallend ist der Trend hin zum Lifestyle. Im Vordergrund der Baselworld stehen aber wirtschaftliche Interessen. Zahlreiche Unternehmen verlassen die Rheinstadt mit Rekordaufträgen. Die Zuversicht der Schweizer Uhrenindustrie ist gross. Das Exportvolumen beträgt 24 Mrd. Franken. Auch für dieses Jahr werden Wachstumsraten erwartet. Jacques J. Duchêne, Präsident des Aussteller-Komitees, machte in Basel auf die Problematik der Rekrutierung von ausländischen Arbeitskräften aufmerksam. Ein Drittel der ca. 60 000’ Beschäftigten der Branche sind Grenzgänger. Würden die Pendler aus den benachbarten Staaten fehlen, würde die Uhrenindustrie mit ernsthaften Problemen konfrontiert, warnte Duchêne. Pf.
Die Eingangsallee der Weltuhrenmesse in Basel könnte auch als Bahnhofstrasse Zürich oder Rue St-Honoré Paris betitelt werden. Die berühmtesten Schweizer Uhrenmarken sorgen für den gewohnten spektakulären, prunkvollen Auftakt. Im Schatten der Grossen haben aber auch kleine und kleinere unbekannte und bekannte Uhrenfirmen ihren Platz gefunden. Unter ihnen beispielweise die Mondaine Watch. “Eine unabhängig, professionell geführte Unternehmensgruppe, die mit vielfältigen Standbeinen mit diversen Marken auf allen Kontinenten Uhren und Schmuck designt, herstellt und vertreibt“, so die Definition von Ronnie Bernheim Sohn des Firmengründers Erwin Bernheim und heute mit seinem Bruder André Bernheim Eigentümer des Unternehmens..
Ein Uhrenunternehmen, das sich in mehrfacher Hinsicht von allen anderen abhebt und in der Branche atypisch wirkt. Ein Hinweis dafür ist schon der Firmensitz: Zürich. Wohl der einzige Uhrenhersteller der Schweiz, der sein Verwaltungszentrum nicht in der traditionellen Uhrenregion von Genf, Neuchâtel, Biel und Solothurn verankert hat, sondern in der Metropole am Zürichsee. In allen Bereichen geht die Firma ihren eigenen Weg. Mondaine weicht in vielfacher Hinsicht vom klassischen, konventionellen Leitbild der helvetischen Zeitmacher ab. Noch vor wenigen Jahren war die Firma mit einem bescheidenen, kleinen Stand, einem kleinen Lädeli ähnlich, in einem Nebengang der früheren Uhrenmessen unauffällig präsent. An der Baselworld ist Mondaine mit einem attraktiven und modernen Stand vertreten, zusammen mit ihren Partnern. Der Wandel ist sichtbar.
Das tapfere Schneiderlein griff zur Uhr
Mondaine Watch gilt in der Tat innerhalb der schweizerischen Uhrenindustrie als eine Art Aussenseiter. Das widerspiegelt sich auch in der vielschichtigen und bewegten Firmengeschichte. Der Firmengründer, Erwin Bernheim (1925 – 2007) wurde in Zürich geboren. Der Vater war Schneider und führte in Zürich eine Herrenkleiderfabrik. Der Sohn lernte des Vaters Beruf. Er verspürte allerdings wenig Lust, sein Leben als Kleidermacher an der Limmat zu verbringen. Das tapfere Schneiderlein hatte anderes im Sinn. Bernheim ging nach Brasilien und begann dort mit Uhren zu handeln. Mit Schweizer Uhren versteht sich. Mit einem Partner zusammen gründete er 1951 die Handelsgesellschaft Frank & Bernheim. 1954 kreierte Bernheim eine eigene Marke namens „Mondaine“. Nur zwei Jahre später wurden in Südamerika über 500 000 Uhren abgesetzt.
Zurück ins Uhrenland
Trotz dem Erfolg sorgten Unzuverlässigkeiten von Lieferanten und unbefriedigende Qualität für Ärger. Rasch wurde klar, dass die von Dritten gefertigten und zugekauften Uhren nicht dem gewünschten Standard entsprachen. Bernheim war entschlossen, fortan die Produktion selber an die Hand zu nehmen. Der Brasilien-Schweizer kam ins Uhrenland Schweiz zurück. Er erwarb in Neuenburg eine kleine Uhrenfirma, die monatlich knapp 400 Zeitmesser herstellte und als Basis für die künftige Entwicklung diente. Bereits 1967 wurde in Biberist (SO) eine eigene Fabrik erstellt, die im Laufe der Jahre zum heutigen modernen Produktionszentrum der Gruppe erweitert wurde. Mondaine ist ein unabhängiges Familienunternehmen, weltweit bestens vernetzt. Von Ronnie und André Bernheim, den beiden Söhnen des Firmengründers, im Geiste des Vaters geleitet.
Innovationsfreudig
Erwin Bernheim, der mit seinem Charisma und seinen Zukunftsvisionen und einem ausgeprägten Geschäftssinn, klare Ziele hatte, baute eine erfolgreiche Uhrenfirma auf. Mondaine fiel von Anfang an mit auf- und ausfälligen Ideen und einer profilierten Produktepolitik auf. Der Sinn für Innovationen war von erster Stunde an massgebend. Und ist es heute noch. Ein breitgefächertes Sortiment, das mit Neuheiten, die dem Zeitgeist entsprechen, findet im Markt volle Aufmerksamkeit. Sowohl im Design als auch in der Technik bleibt Mondaine führend. Die Firma gehörte zu den ersten, die Kunststoff verarbeiteten. In den 80er Jahren wurde eine neuartige Gehäusekonstruktion entwickelt usw. Künstler wie der Berner Eisenplastiker Bernhard Luginbühl oder der Allien Oscar Preisträger H.R. Giger haben mit von ihnen konzipierten Modellen das Mondaine-Bild mitgeprägt. Bald kam eine Kinderuhr dazu. An der diesjährigen Baselworld stellt Mondaine seine Innovationslust weiter unter Beweiss. Mit der Stop2go. Am Donnerstag wurde Mondaine Helvetica neulanciert. Und am Freitag wurde Luminox SCX für den Weltraum mit dem spaceship vorgestellt.
Zwei Leaderprodukte
Mit zwei Leaderprodukten hat Mondaine in den letzten Jahren die Entwicklung der Unternehmung weitgehend vorangetrieben und die Basis für den weiteren Aus- und Aufbau gestärkt: die M Watch und die Bahnhofuhr. Mit der M Watch setzte Mondaine neue Masstäbe. Der Firmengründer träumte stets von einer „Volksuhr“. Und der frühere Migros Chef Pierre Arnold äusserte mehrmals ähnliche Absichten in Anlehnung an das VW-Erfolgsmodell. Als zu Beginn der 80 Jahre die SMH (heute Swatch Group) die Lancierung der aus dem Pleite-Haus Asuag geerbte Swatch ankündigte, war der Grossverteiler Migros als Vertriebskanal im Gespräch. Die Migros zog es jedoch vor, ein eigenes Produkt auf den Markt zu bringen. „Die Swatch sei nicht reparierbar“, lautete eines der Argumente für die Absage an Swatch. Arnold (später Verwaltungsratsmitglied der SMH-Gruppe) wandte sich an Mondaine, die bereits die Migros-Uhr Mirexal produzierte. In sage und schreibe 28 Tagen hatte Mondaine einen produktionsreifen Zeitmesser zu einem Preis von weniger als 50 Fr, vorgelegt. Die M-Watch war geboren.
Ein M besser…
Einen Monat vor der Swatch brachte somit die Migros das preisgünstige Produkt aus dem Hause Mondaine auf den Markt. Der Erfolg blieb nicht aus. Inzwischen haben sich Migros und Mondaine im Uhrenbereich allerdings auseinandergelebt und streiten heute um das famose „M“, das Mondaine als ihr Eigentum betrachtet. Migros beharrt ihrerseits auf ein „M“ besser. Die Richter sollen entscheiden. Eine weitere Runde auf Justiz-Ebene steht bevor. „Wir warten jetzt auf den nächsten Gerichtsentscheid“, stellt Ronnie Bernheim gelassen fest. Dass aber Mondaine trotz allem doch noch ein M besser sein kann, beweisst der Aussenseiter auf seine Art. Die M Watch wird nämlich jetzt in den Warenhäusern Manor vertrieben, wie Ronnie Bernheim dem Journal21 gegenüber bestätigt. Ein eindeutiger M-Erfolg...
Bahnhofuhr , der große Hit
Die klugen Mondaine-Leute reisen auch mit dem Zuge. Mit Weitsicht greifen sie zur Kelle mit dem roten Punkt, mit der Bahnhofvorsteher vor aschgrauen Zeiten sekundengenau die Züge fahren liessen. Die Bahnhofuhren geben zwar immer noch die genaue Zeit an und der Sekundezeiger ist im In- und Ausland zu einem Begriff für schweizerische Zuverlässigkeit geworden. Dank einer Lizenz der SBB tickt die Bahnhofuhr mit dem Markennamen Mondaine seit Jahren an den Handgelenken von tausenden und abertausenden von Uhren- und Bahnfanatikern und solchen die sekundengenaue Präzision zu schätzen wissen. Der Zeitmesser wurde zu einem regelrechten Renner und ist heute in unzähligen Varianten im Handel, von der gewöhnlichen Armbanduhr über den Chronographen bis zur Taschenuhr, Standuhr und Wanduhr usw. Im Hauptbahnhof Zürich konnte zudem Mondaine vor über 20 Jahren als Treffpunkt eine große Uhr aufstellen und die drei Jahre früher von den Japanern platzierte Citizen ersetzen und so wieder, für alle sichtbar, dem Uhrenland Schweiz die Ehre erweisen.
Dieser Zeitmesser von Mondaine hat einen wahren Kultrang erlangt. „Die Bahnhofuhr ist die Zeit-Ikone der Schweiz. Sie hat eine Wiedererkennbarkeit, die ihresgleichen sucht“, erklärte André Bernheim kürzlich im SonntagsBlick magazin. Gemäss seinen Angaben ist die Uhr sogar im Shop des Museum of Modern Art (Moma) in New York ein Renner. Und der US Computer-Hersteller Apple hat laut dem genannten Magazin die Bahnhofuhr für iPhon und iPad übernommen.
Weltweit vernetzt
Die Mondaine ist heute eine weitverzweigte Gruppe. André und Ronnie Bernheim, sind unternehmerisch und finanziell an diversen Uhren- und Schmuckfirmen aktiv beteiligt. Mondaine Watch Ltd ist dabei die älteste Firma. Luminox, am Gemeinschaftsstand an Baselworld spektakulär präsent, gehört zu den jüngsten Partnern und ist eine international gut verankerte erfolgreiche Marke. Der amerikanische Technologie-Konzern ist u.a mit Projekten für Weltraumflüge beschäftigt. Die Uhren werden von Mondaine hergestellt. In die Firmenstruktur eingebunden ist ferner die Marlox Group mit eigenen Produktionsfirmen in allen grossen Märkten. Sie vermarktet Uhren und Schmuck der Marken Pierre Cardin (die Marke gehört für Uhren und Schmuck seit kurzen Marlox) Auch Uhren der Marken Givenchy und Puma gehören dazu. „Wir haben vor kurzem die weltweiten Rechte der Marke Pierre Cardin für Uhren und Schmuck erworben“, präzisiert Ronnie Bernheim.
Offen für Aquisitionen
Expansion und Akquisitionen sind für Mondaine stets aktuelle Begriffe. „Wir haben die Augen offen für weitere Akquisitionen„, stellt Firmen-Mitbesitzer Ronnie Bernheim fest. Die Strategie ist klar umrissen: „Gesunde Weiterentwicklung der unabhängigen Familienunternehmen. Die klar positionierten Marken in den jeweilig wichtigen Märkten ausbauen“. Die Gruppe beschäftigt insgesamt 1000 Personen. Als Familienunternehmen werden keine Geschäftszahlen veröffentlicht. Auch zum Umsatz werden keine Angaben gemacht. Er dürfte schätzungsweise zwischen 200 und 250 Mio. Fr. liegen. „Nicht Umsatzzahlen, sondern die Wertschöpfung, die Rentabilität der Unternehmung sind für uns entscheidend » hat schon Firmengründer Erwin Bernheim vor ein paar Jahren verlauten lassen.