Es geht um Hühner, Kaninchen und Katzen. Aber eigentlich geht es um die Umwelt.
Paolo Rumiz, ein bekannter Autor der „Repubblica“ lebte einen Monat lang in einem Leuchtturm auf einer wenig bevölkerten Insel in der Adria. Ohne Internet, ohne Radio und Fernsehen. Und er machte sich Gedanken.
Eines Tages sieht er eine verschüchterte Henne und einen fast leeren Hühnerhof. Weshalb hat Cassandra, die Henne, Angst? Weshalb blickt sie furchtvoll in den Himmel? Er sieht auch ein Kätzchen, das sich nicht ins Freie wagt.
Im Meer rund um die Insel leben nur noch wenige Fische. „Innerhalb von 30 Jahren 70 Prozent leergefischt“, sagt ihm eine kroatische Biologin. Ein Jahr Pause, ein Jahr Fangverbot, würden genügen, um den Fischbestand wieder fast zu normalisieren. Doch es gibt keine Pause, das Massaker geht weiter.
Die Möwen, die hier seit Jahrtausenden leben, haben nichts mehr zu fressen. Es gibt keine Fische mehr für sie. Sie schreien vor Hunger, also suchen sie Nahrung auf dem Land. „Sie sind erbarmungslos geworden“, schreibt Paolo Rumiz.
Hungrig stürzen sie sich auf alles, was essbar ist: auf junge Katzen, Kaninchen, Hühner. Es sind riesige Möwen mit einer riesigen Spannweite. Und sie kommen zu Hunderten.
„Die ganze Insel schreit vor Angst“, schreibt der Autor. Pathetisch fügt er bei: „Nur die Fische schweigen“. Sie schweigen in den Kühltruhen der grossen Fangflotten.